Dieses Buch ist der Heinz Welz Kurs zum Mitnehmen und zu
Hause "loslegen".
Sylvia Frevert: (ehemals Pferdezeitung.de)
Ich habe
es einfach so "weggelesen" und fühlte mich so angesprochen,
als ob ich direkt in einem Heinz Welz-Seminar säße.
Heinz
Welz hat einfach die Gabe, Dinge auf interessante Art und Weise "auf
den Punkt" zu bringen. Genau das kann der Leser in diesem Buch erleben.
Beispiel:
Bodenarbeit sollte dem Reiten vorangehen. Sie ist die Basis. Vertrauen
schafft man im Umgang mit Pferden am Boden oder gar nicht. All das hat
man schon einmal gehört, nicht wahr? Und Sie mögen nun denken:
"langweilig, Schnee von gestern" Aber kennen Sie auch die Begründung,
warum die Bodenarbeit als Basis für alles weitere dient?
Dazu
Heinz Welz in seinem Buch:
" ....beginnt freilich am Boden. Hier befindet sich der Mensch
für sich und das Pferd auf sicherem Terrain. Denn ohne Zweifel fühlen
wir uns auf unseren eigenen Beinen (zunächst) sicherer als auf dem
Rücken eines Pferdes. Und umgekehrt befinden wir uns am Boden (aus
Pferdeperspektive) glücklicherweise auch nicht da, wo in der Natur
sein ärgster Feind Platz nimmt, wenn er zum tödlichen Biss ansetzen
möchte. Das heißt: So lange beide Lebewesen - Mensch und Pferd
- noch keine vollständige Übereinkunft getroffen haben, wie
sie zueinander stehen, ist dies fürs erste die beste Vehandlungsposition."
Ja, und dann
ist da noch die Sache mit dem Gefühl für das Pferd, das der
Reiter bereits nach Meinung alter Reitmeister haben soll. Aber was, bitte
schön, ist denn "GEFÜHL"?
Hehre Ansprüche an den Reiter werden gestellt, aber die konkrete
Umsetzung ....die folgt im Heinz Welz-Buch.
Er erklärt
genau den Begriff "GEFÜHL", differenziert in direktes
und indirektes Gefühl und stellt heraus, was nun
genau was ist.
Nach bereits
stimulierender "Vorarbeit" mit netten Anekdoten aus der Seminarpraxis
und neugierig machenden Schlagworten - Beispiel: "Holzhacker contra
Tennisspieler" - ist der Leser über die Kommunikation, die Folgsamkeit,
kurz: die Führung seines Pferdes, informiert und kann ab Seite 59,
also nach einem Drittel des Buches, dann in die Praxis des Joining eintauchen.
Wer sich
an dieser Stelle fragt, warum wir mit unseren domestizierten Pferden überhaupt
die Methode des Joining praktizieren sollten - eine Frage, die mir bereits
desöfteren begegnete -, dem empfehle ich das Kapitel über die
Folgsamkeit.
Aber nun
zum JOINING:
Sehr gespannt war ich auf die Unterscheidung bzw. Abgrenzung von Heinz
Welz zu Monty Roberts, der sein JOIN UP© mit einem
Registered Trademark versehen hat und den Heinz Welz - zusammen mit vielen
anderen - übrigens ganz klar und voller Dankbarkeit als Lehrer nennt.
Zitat:
"Das von mir weiterentwickelte JOINING
greift im Unterschied zu Monty Roberts deutlicher und konsequenter die
Erkenntnis von Bill Dorrance auf, daß es sich dabei im Grunde um
nichts anderes handelt als um....."
Und jetzt kommt mit Adjektiven wie "deutlicher",
"konsequenter" und "stärker"
sowie "feiner" und "bewußter"
ein Statement heraus, das den Unterschied vom deutschen zum amerikanischen
"Pferdeflüsterer" erklären
will. Man möchte ja schließlich aus Amerika keinen "an
die Löffel" bekommen.
Danach geht´s
ab in den Round Pen und hier kann ich über das Buch nur sagen: eine
"Pferde-Joining-Bedienungsanleitung" und Heinz
Welz-Kurs-Zusammenfassung allererster Güte.
Die Beschreibungen
sind korrekt - welcher Winkel, welche Richtung, ja sogar wo der Ausbilder
genau hinzusehen hat, selbstverständlich mit Begründung -, gut
illustriert und so locker und verständlich geschrieben, daß
man einfach nur neidisch werden kann.
Dabei erfährt
der Leser so viel Hintergrundwissen rund um das Pferd und den Erfahrungsschatz
anderer bekannter Ausbilder, daß er garantiert jede Menge "AHA
- Erlebnisse" haben wird.
Als ein Beispiel
sei hier das stets angestrebte "Vorwärts-Abwärts"
in der Pferdeausbildung genannt, das hierzulande gemeinhin nur zum Training
des Pferdekörpers betrieben wird. Wer etwas über die positiven
Auswirkungen des "Vorwärts-Abwärts"
auf die Psyche und das Lernvermögen des Pferdes wissen möchte,
der lese bitte dies im Heinz Welz-Buch nach.
Auch das
"Lecken und Kauen", das das Entgegenkommen
des Pferdes beim JOINING signalisiert, nimmt Heinz Welz
genau unter die Lupe. Ist jedes Lecken und Kauen Ausdruck des Einlenkens
oder gibt es auch da Unterschiede? Wie sollte ich ein Pferd loben? Was
tun, wenn das Pferd Fehler macht? Darf das Pferd im Round Pen auf mich
zukommen?
Zu letzterer
Frage möchte ich noch ein Zitat aus dem Buch "loswerden"
- einfach weil es ein so schönes Beispiel für den Welz-Erzählstil
ist:
"Manche Pferde drehen ihre Kreise immer kleiner, bis sie beim
´Chef´ im ´Büro´angekommen
sind. Dies als Vertrauensbeweis zu werten, weil sich das Pferd dem Menschen
zuwenden wolle, halte ich für abwegig. Denn am Ende wird das Pferd
in solchen Fällen entweder unaufgefordert bei Ihnen stehen bleiben,
oder aber es verdrängt den Chef aus seinem ´Büro´.
Kommt es unaufgefordert zu Ihnen und bleibt dort stehen, dann handelt
es sich außerdem um einen Gangartenwechsel; gelingt es ihm sogar,
Sie ein bißchen zu verdrängen, dann hat es Sie bewegt. Schicken
Sie deshalb Ihren ´Mitarbeiter´mit der notwendigen Energie
entschieden zurück an seinen ´Arbeitsplatz´."
Fazit:
Ein konkretes, leicht zu lesendes und damit zu verstehendes Buch für
die Praxis, das mit seinen kurzen Absätzen klar gegliedert ist. Durch
das Kursiv-Drucken der betonten Worte, das ich noch bei keinem Fachbuch
so gesehen habe, hat der Leser das Gefühl, der Autor kommuniziere
direkt mit ihm. Die "Bleiwülste" auch längerer Erklärungen
wird so erfolgreich aufgebrochen. Sehr angenehm!
Ebenfalls
gut gefallen hat mir die Illustration des Buches. Hier wurde mit Fotos
fast schon verschwenderisch umgegangen. Auf nahezu jeder Seite befindet
sich mindestens ein Farbfoto - oftmals sind ganze Fotosequenzen eingearbeitet,
die das geschriebene Wort verständlich illustrieren. Ein
inspirierendes Buch, das ich sehr genossen habe. |