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* Kleben - was kann man tun?

* Pferd bekommt Angstattacken im Frühjahr

* Pony buckelt 9jähriges Mädchen ab

* Shetty "spielt" mit 5jähriger

* Sensibler Mann - sanftes Wesen



Einiges zur Roundpen-Arbeit:
* Probleme beim Galopp an der Longe
* Mein Pferd keilt aus bei der Roundpen-Arbeit
* Inwieweit passt Dressurarbeit mit Joining-Training zusammen?
* Eignet sich das Joining auch für Esel?
* Ich habe keinen Roundpen - was nun?
* Kann man statt Roundpen auch eine Halle benutzen?
* Westernstall-Roundpen mit hohen Wänden
* Wann kann man mit Pferden im Round Pen anfangen?
* Warum werden wir gemobbt, wenn wir im Roundpen arbeiten?


Andere Themen:
* Bandit, ein echter "Bandit"?
* Steigen
* Auskeilen - Sensibilitä

* Pferd kommt zu nah
* Ja, das Temperament! Früher unberechenbar, heute ein Traum.
* Probleme beim Ausreiten
* Mein Pferd legt extrem die Ohren an
* Gibt es hoffnungslose Fälle?

* Wann soll ein Pferd angeritten werden?
* Pferd geht durch
* Problematisches Pony
* Mein Pferd tritt andere Pferde
* Problem wegen der Aufstieghilfe
* In einem Jahr elf Mal vom Pferd gefallen
* Angelegte Ohren, Zwicken, Zähneknirschen
* Mein Pferd ist "guckig" im Dressurviereck
* Hat der Aussengalopp negative Folgen?
* Mein Pferd legt die Ohren an, zwickt und knirscht mit den Zähnen.
* Scharren und Kopfschlagen beim Putzen
* Meine Stute geht durch
* Sozialunverträglicher Isländer attackiert andere Pferde
* Wie finde ich einen guten Reitstall?
* Belohnung motiviert und erleichtert die Arbeit
* Hilfe, mein Pony "verarscht" mich
* Das Problem ist immer der Mensch
* Probleme beim Longieren
* Halftern und Trensen - mit Gefühl (zwei Fragen und Antworten)
* Wie lange dauert ein seriöses Pferdetraining?
* Was tun, wenn Pferde sich am Anbindebalken losreissen?
* Knabbern, beißen - wie reagiere ich darauf? (2 Fragen, 2 Antworten

 

Kleben - was kann man tun?

Frage:

Bis vor kurzem war meine Pferdewelt in Ordnung. Doch nun habe ich ein Problem. Mein Wallach K. gehört mir seit einem dreiviertel Jahr. Ich habe ihn bei einem Pferdehändler gekauft; über seine Vergangenheit weiß ich nicht leider nichts. Er ist jetzt zehn Jahre alt. Ich reite ihn in der Halle beim Reitunterricht und auch auf dem Platz.

Sobald der Winter vorbei war, habe ich angefangen, mit ihm ins Gelände zu gehen. Zusammen mit Stallkollegen haben wir schon einige schöne Ausritte genossen. Egal in welcher Gangart, wir hatten nie ein Problem. K. ist auch nicht schreckhaft. Trecker, schreiende Kinder oder Plastiktüten bringen ihn nicht aus der Ruhe.

Doch nun mein Problem: Vor einigen Wochen wollte ich damit anfangen, mit K. allein auszureiten. Doch das geht gar nicht. Er beginnt ununterbrochen zu wiehern und will ständig umkehren. Wenn ich ihn nicht lasse, beginnt er zu steigen. Und irgendwann dreht er einfach um und rennt zum Stall zurück.

Ich weiß nicht, was ich machen soll und weiß mir keinen Rat mehr. Ich bin für jede Anregung dankbar.

Mit freundlichen Grüßen
Marie K.

Antwort:

Liebe Marie,
Zunächst einmal: Freuen Sie sich darüber, dass sich Kurt in allen anderen Bereichen so problemlos zeigt. Damit liegen Sie in der Mensch-Pferde-Beziehung über dem Durchschnitt! Genießen Sie weiterhin seine guten Eigenschaften! Das Phänomen, das Sie beschreiben, wird in der Regel – wenig einfühlsam - als „Kleben“ bezeichnet. Dahinter steht immer eine (Beziehungs-)Unsicherheit des Pferdes. Es fühlt sich ohne Artgenossen unsicher.

Den ersten vergleichbaren Eingriff in sein natürliches Beziehungsmuster erlebt jedes Pferd beim „Absetzen“ von der Mutter, ein psychisch äußerst schmerzlicher Akt für das junge Pferd. Damals wurde es aber in der Regel aufgefangen in der Gemeinschaft anderer Artgenossen.

Ein Training des Pferdes, wie oben geschildert, ist der Kern einer kontinuierlichen Veränderungsarbeit bei einem Pferd, das „klebt“. In der kleinen Form, wenn keine vergleichbaren Möglichkeiten vorliegen, hilft bisweilen schon, kleinste Distanzen weg zu reiten vom Stall: Starten Sie am Hof und drehen Sie um, bevor Sie das kleinste Anzeichen von Spannung bei Kurt spüren – so als hätten Sie es genau so gewollt. Bestimmen Sie die Richtung! Sobald das Pferd entspannt, drehen Sie wieder um und reiten die Strecke erneut. Möglicherweise kommen Sie so schon ein paar Meter weiter. Auf diese Weise konnten schon einige meiner Klienten das Thema bewältigen.

Ein erheblicher Eingriff würde die zeitweise komplette Isolation des Pferdes von seinen Artgenossen darstellen, ein zweites Absetzen sozusagen, in verschärfter Form. Ich habe schon von „Fällen“ gehört, wo dies „half“. Grundsätzlich halte ich diese Verfahrensweise allerdings für fragwürdig und nicht tierschutzgerecht. Und bei einem ansonsten problemlosen Pferd wie Kurt für nicht angemessen.

Möglicherweise hat das Pferd aber auch ein traumatisches Erlebnis gehabt. Das ist nur sehr schwer und mit sehr viel Können zu therapieren. Die einfachste Lösung – ehe man gar nicht weiterwüsste - bestünde dann darin, einfach immer zu zweit oder in der Gruppe auszureiten.

Lässt es sich führen, dann geht man ein Stück zu Fuß und steigt in einiger Entfernung (anfangs nicht sehr weit weggehen) auf und reitet nach Hause. Je nach Erfahrung kann man die Distanz immer mehr vergrößern. Auf jeden Fall verknüpft das Pferd auf diese Weise das Alleinsein mit etwas Angenehmem, nämlich sich Richtung Heimat zu bewegen. Auch das ist nur zu wagen, wenn das Pferd, asbald es Richtung Stall geht, nicht unaufhaltsam in den Renngalopp verfällt.

Vor jeglichem Training, welcher Art auch immer, ist allerdings die Frage zu stellen, wie gut erzogen und ausgebildet Kurt wirklich ist. „Worst-case-Szenarien“ (also unter besonders schlechten Bedingungen) offenbaren meist „Ausbildungslöcher“, die Pferdebesitzer im Alltag, oder wenn das Pferd ansonsten „lieb“ ist, gerne übersehen.

Eine simple Definition für gute Erziehung und ein gehorsames Pferd könnte lauten, dass ein solches Pferd an der Hand, vorm Kutschbock oder unterm Sattel, niemals die Gangart, die Richtung und die Dauer seiner Bewegung „ungefragt“ und selbstständig ändert, wenn es der Mensch am Führstrick, auf dem Kutschbock oder im Sattel nicht will. Umgekehrt: Dass es gehorsam und vertrauensvoll überall da hin geht, wohin der Mensch es dirigiert.

Herzliche Grüße
Heinz Welz

 

Pferd bekommt Angstattacken im Frühjahr

Frage:

Mein Pferd D., 7jähriger Westfalenwallach, bekommt im Frühjahr verstärkt Angst- und Panikattacken.

Die Vermutung liegt nahe, dass diese Ängste in einem Unfalltrauma, das vor 3 Jahren bei der Einreiterin (??) passiert ist, begründet sind.
 
Im letzten Frühjahr haben sich die Ängste so sehr ausgeweitet, dass man ihn weder satteln noch halftern noch von der Weide holen konnte.
 
 Er ist auf der Wiese herumgerannt, als wäre er in einem Film.
 
Seit letztem Jahr Juli arbeite ich mit einer Pferdetherapeutin zusammen, die mir sehr geholfen hat. Bis vor 2 Wochen war D. entspannt.
 
Jedoch sind in den letzten 2 Wochen wieder erste Angstanzeichen festzustellen.
 
Ist es möglich, dass dieses Verhalten auf das Unfalltrauma zurückzuführen ist? Falls ja, was kann ich tun? Oder soll ich ihn erst einmal medizinisch in einer Klinik untersuchen lassen? Der Checkup im letzten Jahr hat nämlich zu keinem Ergebnis geführt.
 
 
 Viele Grüße
 Nicole W.

Antwort:

Sehr geehrte Frau W.,

aus der Ferne kann ich nur systematische Fragen stellen und daraus logische Ableitungen als Vermutungen entwickeln.

Medizinische Ab- und Aufklärung ist am Anfang einer Behandlung immer wichtig, wenn Pferde z.B. beim Satteln und Gerittenwerden Probleme haben.

Bei D. ist das jedoch – wie Sie schreiben - schon geschehen und somit wahrscheinlich nicht erfolgversprechend (obwohl man nie weiß…).

Ihre Vermutung des möglichen Zusammenhangs zu Geschehnissen beim Einreiten, liegt nahe.
 
Der Zusammenhang mit der Jahreszeit erschließt sich mir eher nicht. Dennoch kann ich es nicht ausschließen, wenn Sie es innerhalb von 3 Jahren schon mehrfach wahrgenommen haben. Hier wäre also nach Trauma-Erfahrung in Verbindung mit jahreszeitlichen Gegebenheiten zu schauen (Fellwechsel, Stechmücken, „Frühlingsgefühle“).

Wesentlich wäre zunächst die Erkenntnis, ob De. während des restlichen Jahres absolut „symptomfrei“ ist, sich also problemlos einfangen, anfassen, halftern, satteln und reiten lässt.

Wenn ja, dann wären die jahreszeitlichen Komponenten zu überprüfen.
Wenn es auch sonst schon mal Probleme gibt, dann wäre das jahreszeitliche Thema eher zu vernachlässigen und am gesamten Prozess zu arbeiten, der mit dem Reiten (und seinen Vorstufen) zu tun hat.

Mehr kann ich aus der Ferne nicht sagen.

Mit herzlichen Grüßen
Heinz Welz


 

Sensibler Mann

Frage:

Hallo!
Wie ist es möglich, dass mich, obwohl ich kaum Ahnung von Pferden habe, schüchterne und verängstigte Pferde an sich heranlassen? Ist das ein Wunder, oder liegt es an meinem Wesen? Neulich habe ich ein Pferd gesehen, das vor Männern und vor der Farbe Blau Angst hat. Ich fragte die Besitzerin und es stimmte. War das Zufall? Oder habe ich in mir verborgene Talente, die ich nicht entdeckt hatte und nicht nutze? Viele Pferde lassen sich von mir kraulen und schauen mit ihrem Auge in mein Auge. Da ist in mir dann so ein komisches Gefühl.

Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen. Vielen Dank!
Mit freundlichen Grüßen
Christian U.

Antwort:

Hallo Herr U.,
eine gute Antwort, die auf Sie speziell zutrifft, könnte ich Ihnen wahrscheinlich nur geben, wenn ich Sie in unterschiedlichen Pferdebegegnungs-Kontexten beobachten und vergleichen könnte.

Ein Wunder ist Ihre Erfahrung aber höchstwahrscheinlich nicht (dazu müsste man erst einmal klären, was Wunder sind). Daß es an Ihnen, an Ihrem Wesen, liegt, ist dafür umso wahrscheinlicher. Was auch immer Ihr Wesen zum Ausdruck bringt: schüchterne und verängstigte Pferde nehmen keinen Anstoß dran.

Dass Pferde vor Männern Angst haben, erlebe ich desöfteren. Das liegt dann an schlechten Erfahrungen, die diese Pferde mit Männern gemacht haben. Hätten sie diese Erfahrungen mit Frauen gemacht, würden sie allerdings genau so ängstlich reagieren. Männer sind freilich etwas "talentierter" dafür, hochsensible Wesen wie Pferde zu verängstigen.

Dass Pferde Angst vor der Farbe blau haben (könnten), ist mir völlig neu. Aber aus der Lernpsychologie wissen wir, dass ein Angstauslöser mit etwas signifikant anderem verknüpft (hier evtl. einem Gegenstand in blau) zu Angstreaktion führen kann. Die Farbe schiebt sich schnell in unser Wahrnehmungsfeld, ist selbst aber wohl unschuldig.

Wenn so feine Lebewesen wie Pferde auf Sie derart reagieren, dann spricht das für Ihr sanftes Wesen, Herr Uffinger. Von verborgenen Talenten würde ich da nicht sprechen, aber auf jeden Fall für einen angenehmen Charakter.

Für den weiteren Umgang mit Pferden braucht es dann in der Tat weitere Talente und Fertigkeiten. Das sanfte Wesen eines Menschen ist aber sicher eine der edelsten Eigenschaften, die Menschen für den Umgang mit Pferden mitbringen sollten.

Das komische Gefühl, das Sie empfinden, wenn Ihnen ein Pferd ins Auge schaut, sollten Sie ein bisschen näher identifizieren. Ich unterstelle in Ihrem Fall, dass es sich um ein angenehmes Gefühl handelt. Manche meiner Klienten sprechen in diesem Zusammenhang von Glücksgefühl.

Ich wünsche Ihnen viele Glücksgefühle, nicht nur im Umgang mit Pferden!

Herzliche Grüße
Heinz Welz


Pony "spielt" mit 5jähriger

Frage:

Hallo Herr Welz,
Vielleicht können Sie mir einen Rat geben...meine Reitbeteiligung hat mit meinem Shetty Berti auf der Wiese fangen und packen gespielt. Er fand das wohl ganz witzig...ich leider nicht! Er legt jetzt immer wieder, auch im Round Pen, die Ohren an und kommt auf einen zu.

Das große Problem ist...Ich habe eine kleine Tochter (5 Jahre), die eigentlich alles mit ihm machen könnte...jetzt fängt er an, Sie zu fangen (leicht zu steigen) und zu beißen. Wie kann ich Ihm das wieder abgewöhnen oder was kann ich machen???
Können Sie mir helfen? Bitte!

Viele Grüße
Yvonne K.

Antwort:

Hallo Frau K.,

die Lösung besteht darin, Berti im Round Pen per Schwungseil oder Gerte bzw. Peitsche – am besten mit einem Kommunikationsstock - konsequent wegzuschicken und einen Arbeitsvorgang daraus zu machen. So, wie ich es in meinem Buch „Pferdeflüstern kann jeder lernen“ beschreibe und in den Seminaren unterrichte.

Auch konsequente Arbeit am Führseil (Buch dazu: „Entdecke den Horseman in Dir“) hilft, Berti zur Ordnung zu rufen (d.h.: zu erziehen) und ihn gleichzeitig weiter auszubilden.

Möglicherweise ist Berti ein „sanguinischer“ Typ. Wir nennen ihn „verspielt und initiativ“. Dieser Pferdetyp ist selbstsicher, gewitzt und gelassen, braucht aber dringend Grenzen. Die angelegten Ohren (wenn sie nicht komplett flach anliegen) signalisieren freudige Emotion. Das wurde wahrscheinlich durch das „Spiel“ ausgelöst. Leider (je nach Perspektive auch: glücklicherweise) weiß ein Pferd nicht, wie stark es ist, und welche Verletzungen es verursachen kann, zumal bei einem kleinen Kind.

Bis das Thema gelöst ist (und das sollte kein allzu großes Problem sein), sollte ihre Tochter allerdings nicht mit Berti umgehen. Sie kann drauf sitzen und geführt werden, wenn Berti sich gut führen lässt, aber nicht alleine mit ihm umgehen.

Mit herzlichen Grüßen
Heinz Welz

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Pony buckelt 9jähriges Mädchen ab

Frage:

Hallo,
nun habe ich auch einen Frage an Sie. Wir haben an Vatertag 2015 unsere Ponystute gekauft und auch auf einen Hof in unserer Nähe gebracht. Shakira haben wir von einer Reitschule, sie war Schulpferd und ist 13 Jahre alt. Am Anfang waren keine Probleme und sie war stets freundlich und auch super zu reiten. Meine Tochter (9 Jahre) und eine Reitbeteiligung (Mitte 40, erfahren) reiten nun Shakira, da ich gesundheitlich derzeit nicht reiten kann.

Seit neustem hat Shakira die Angewohnheit meine Tochter abzuwerfen. Und zwar immer wenn Sie keine Lust mehr hat, d.h. die Reitstunde ist fortgeschritten und sie soll z.B. ein letztes Mal galoppieren und dann buckelt sie so lange bis meine Tochter unten liegt. Meine Tochter steigt dann immer wieder auf, wenn auch weinend, aber sie versucht es dann nochmals. Dann ist auch wieder alles gut.

Die Heilpraktikerin kann nichts finden und der Sattler sagt, dass der Sattel passt. Die Reitbeteiligung hat keinerlei Probleme. Hier geht Shakira sehr flott vorwärts und muss sogar im Schritt gebremst werden. Liegt es an der Rangfolge, denn ich muss zugeben, dass Shakira sehr dominant ist. Am Boden, also beim führen und putzen ist sie auch bei meiner Tochter super anständig. Ich bin halt eine besorgte Mutter und möchte natürlich nicht, dass meine Tochter sich irgendwann ernsthaft verletzt. Können Sie und Übungen nennen oder evtl. Tipps geben??

Vielen vielen Dank im Voraus.
Birgit S

Antwort:

Hallo Frau S.,

dass Sie das Pferd haben untersuchen lassen und auch den Sattel geprüft haben, war richtig. Dass das Pferd unter Ihrer (wahrscheinlich erfahreneren) Reitbeteiligung gut geht, ist eine wichtige Info, denn es deutet auf die simple Erkenntnis hin, dass Ihre Tochter für das dominante Pferd emotional, mental und reiterlich einfach zu schwach ist.

Dass es beim Führen gut klappt, ist die frohe Botschaft, denn das ist unter diesen Umständen auch nicht selbstverständlich, sondern stellt i. R. ein zusätzliches Problem dar.

Übungen und Tipps? Simpel gesagt, muß Ihre Tochter reifen und lernen. Wahrscheinlich ist die Stute für das 9jährige Kind aber einfach nicht richtig. Mit anderen, lieben Pferden wird Ihre Tochter am besten lernen. Ich würde das Mädchen auf keinen Fall weiterhin dem Stress und dem Frust aussetzen, immer wieder aufsteigen zu müssen.

Vielleicht ist sie ja so „taff“, das alles wegzustecken, dann wird sie irgendwann auch mal mit dem Pony klarkommen, weil das Pferdchen gelernt hat, dass dieses Menschlein in jeder Hinsicht stark genug ist. Dann hätte das Pferd seine Lektion gelernt. Mehr muß es ja anscheinend nicht lernen, da es ja mit der stärkeren Reiterin klappt.

Hat ihre Tochter diese Stärke (noch) nicht, laufen Sie Gefahr, nicht nur, dass sich das Kind bei einem der Stürze verletzt, sondern auch, dass das Pony durch jeden Abwurf“ selbstsicherer“ wird und am Ende auch der Reitbeteiligung Ärger macht. Möglicherweise verliert Ihre Tochter am Ende aber auch die Lust auf Pferde; im schlimmsten Fall verliert sie das Vertrauen in sich und in andere Lebewesen.

Mit herzlichen Grüßen
Heinz Welz

 

Bandit, ein echter "Bandit"?

Frage:
Wir möchten uns vorstellen: Bandit, 3j.Tinkermix, und ich, seine Besitzerin,
44 Jahre alt. Bandit ist ein echtes Problem. Ich bekam ihn im Januar diesen
Jahres. Er ist ein wundervolles Pferd, wenn alles so läuft, wie er es
möchte. Aber wehe nicht. Von Steigen bis massives Drängeln und
Einquetschen sowie Losreißen ohne Rücksicht auf seine eigene
Gesundheit und keinerlei Respekt vor dem Menschen, ist alles
vorhanden...

Ich wusste mir keinen Rat und habe ihn zur Ausbildung
gegeben (nur zum Führtraining), also nichts Besonderes. Ausbilder
Nr.1: Hand verletzt, zur Seite gedrängelt, sich selbst auch verletzt.
Ausbilder Nr.2: angestiegen, nachdem er sich losgerissen hatte und in
die Box sollte; eigene Verletzung wieder einmal.

Nun sind Sie meine letzte Rettung. Bandit steht nun wieder bei mir. Ich trau mich nicht
mehr ran, und er ist glücklich und zufrieden, dass man ihn in Ruhe lässt.

Können sie mir einen Rat geben? Habe ihre Bücher gelesen und alles
versucht. Im Roundpen ist er nicht lange zu halten. Joining
funktioniert manchmal, hat er keinen Lust mehr, bricht er auch dort
aus.

Antwort:
Ja, Bandit scheint tatsächlich ein Problem zu sein. Vielleicht kein Wunder - Nomen est Omen (d.h.: der Name ist zugleich Voraussage): Er heißt ja auch Bandit. Wer hat ihm den Namen gegeben? So etwas geschieht nicht zufällig und hat Auswirkung auf den Umgang mit dem Pferd. Entweder hat Bandit von Anfang an Eigenschaften an den Tag gelegt, die seine Besitzer zu dieser Namenswahl anregten. Oder er ist geworden, was sie vielleicht unbewußt (warum auch immer!) gewollt haben: ein kleiner Bandit, der nun Probleme macht, wie Banditen das so an sich haben… Und die noch mehr Probleme bereiten, je größer sie werden. Deshalb: Ich würde ihn als erstes umbenennen.

Das Einzige, was ich Ihnen aus der Ferne raten kann, ist: ihn so schnell wie möglich erziehen zu lassen. Nun haben Sie das ja schon probiert. Da bleibt Ihnen wahrscheinlich nichts anderes übrig, als weiter nach dem/der richtigen Trainer/in zu suchen.

Sie versuchen ja auch schon, ihn zu verkaufen. Vielleicht ist das eine Lösung. Sind Sie die zweite (oder dritte) Station? Das Pferd macht nach Ihren Schilderungen und den Bildern im Web den Eindruck, dass es – wie ein Kind – nach Erziehung fragt. Die Kunst dabei besteht in der richtigen Kombination von Strenge und Liebe; Klarheit und Konsequenz, gepaart mit der notwendigen Ausdauer. Leider haben zu wenige Trainer das Wissen und die Erfahrung.

Unser Ausbildungssystem – dokumentiert in meinen zwei Büchern und als Aufgabenkatalog auf unserer Akademie-Webseite - bietet die Grundlagen für gute Erziehung und zugleich einen Leitfaden, in welcher Reihenfolge man sinnvollerweise vorgeht.

Unsere Grund- und Aufbaukurse vermitteln Ihnen am Boden, welche Wege der Erziehung Sie mit Ihrem Pferd gehen können.


Pferd steigt

Frage:

Meine Eltern und ich haben vor drei Jahren beschlossen ein junges Pferd zu kaufen, da wir sicher gehen wollten, dass das Pferd keine schlechten Erfahrungen gemacht hat. Wir haben uns für eine vierjährige Stute entschieden, die bereits L-Springen platziert war und einen sehr lieben und braven Eindruck machte.

Obwohl ich hauptsächlich Springen reite, lege ich viel Wert auf die Dressurarbeit, deshalb bin ich auch einen Dressurlehrgang geritten als sie 5 geworden ist. Bis dahin war sie zwar sehr faul und triebig aber immer noch lieb. Kurz vor dem Lehrgang fing sie an über die Schulter auszubrechen, vorwiegend im Galopp. Während des Lehrgangs wurde es am zweiten Tag sehr viel besser, wir haben 10 Minuten gearbeitet und wieder 10 Minuten Pause gemacht, allerdings ging sie plötzlich nur noch rückwärts, selbst als die Reitlehrerin versuchte sie mit einer Peitsche zum vorwärtsgehen zu bringen! Vorsichtshalber ließ ich eine Physiotherapeutin über das Pferd gucken, sie konnte allerdings nichts feststellen.

Da die Stute nach dem Lehrgang immer sehr ängstlich wirkte, wenn ich sie reiten wollte, habe ich angefangen, sie erstmal auf dem Reitplatz (in der Reithalle war sie verhältnismäßig ruhig) zu führen und habe bei der weiteren Arbeit darauf aufgebaut und sie verbesserte sich. Da ich wegen meiner Ausbildung in eine andere Stadt ziehen musste, mussten auch die Pferde den Stall wechseln.

Dort hat sie sich mit der Zeit auch verbessert, so dass ich wieder mit Springen anfangen konnte. Obwohl sie zwischendurch auch wieder schlechter wurde, einmal musste ich eine Springstunde abbrechen, da sie wie ein Rodeopferd über den Platz lief und nicht zu bremsen war, ich nehme an, dass meine anderen Pferde die auf der Weide am Springplatz standen, ein Grund dafür waren...

Zweimal bin ich bei einem bekannten Ausbilder einen Springlehrgang geritten, das erste Mal war es nicht gut und er sagte, das Pferd sei zu gefährlich (ab und zu ist sie aus dem Rückwärtsgehen auch gestiegen), beim zweiten Lehrgang, ein Jahr später war das Pferd (nach viel Arbeit) wie ausgewechselt und der Ausbilder gab zu, er hatte nicht daran geglaubt, dass das Pferd so laufen kann.

Dieses Jahr hat sie immer mehr Fortschritte gemacht, ich konnte sogar zwei L-Springen auf einem Turnier reiten und war platziert.

Dann bin ich im Juni mit den Pferden in einen neuen Stall gegangen und alles wurde wieder schlechter. Erst wollte sie nicht von den anderen Pferden weg und auf dem Platz fing sie wieder mit Rückwärtsgehen an und später auch mit Steigen.

Am 12.6. wollte ich kein Risiko eingehen und machte nach einem erfolglosen ersten Versuch Schlaufzügel rein (damit war ich zwischendurch ab und zu geritten damit sie nicht steigen konnte und bisher hat es geklappt), doch sie hat total blockiert, ist gestiegen und wir haben uns überschlagen.

Dann war ich aufgrund eines Lungenrisses 4 Wochen nicht in der Lage zu reiten (außer mir gibt es keinen, der sie reitet). Als ich wieder anfing sie zu reiten, war sie das erste mal total unruhig und ängstlich, nach zwei Runden hatte sie sich beruhigt. Dennoch fängt sie immer wieder an und macht aus dem Trab oder Galopp einen Stop und wird maulig, geht rückwärts oder setzt zum Steigen an, wenn ich versuche, sie vorwärts zu reiten. Mittlerweile geht sie einigermaßen gut Schritt, allerdings fängt sie sofort an zu stoppen, wenn ich Trabhilfen gebe.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen den dreijährigen "Kampf" mit meiner Stute einigermaßen nachvollziehbar schildern. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass die Stute an der Hand sehr ruhig, lieb und ausgeglichen wirkt. Deshalb möchte ich die Hoffnung nicht aufgeben, dass man ihr und uns doch irgendwie helfen kann.

Vielleicht habe ich Ihr Interesse geweckt oder Sie kennen solche Probleme und können mir helfen. Da ich langsam nicht mehr weiter weiß, würde ich mich sehr auf eine Rückmeldung Ihrerseits sehr freuen!

Antwort:

Es ist schön, dass Sie so sehr zu Ihrem Pferd halten, obwohl Sie ja immer wieder schwere Zeiten erleben und sogar schwer verunglückt sind. Und auch der Weg, das Problem zunächst einmal medizinisch abzuklären, ist völlig richtig und zeigt Verantwortung.

Aus der Ferne zu Ihrem Problem eine tragkräftige und detaillierte Diagnose stellen zu wollen, wäre jedoch vermessen.

Mein erster Eindruck ist folgender:

* Ihr Pferd mag keine Grenzen akzeptieren. Steigen, über die Schulter ausbrechen, buckeln, durchgehen etc. sind Indizien dafür. Die Pferde auf der Weide sind höchstens Auslöser, aber keine Ursache. Ein gut erzogenes Pferd tut dies niemals!

Dazu kommt:

* Eventuell ziehen Sie zu sehr an den Zügeln (auch wenn Ihnen das vielleicht gar nicht bewusst ist). Wenn vorne mehr Druck aufgebaut wird als von hinten kommt, geht ein Pferd rückwärts. Das ist logisch (und sogar Ausdruck von Gehorsam)!

Wenn – umgekehrt - sein Vorwärtsdrang (oder die kräftige treibende Aufforderung durch den Reiter) vorne durch die Reiterhand nicht im richtigen Maß herausgelassen wird, kann ein Pferd in seiner Verwirrung (evtl. gepaart mit Widerstand) leicht zum Steigen neigen. Das erlebe ich in der Praxis nicht selten.

Fazit bis hierhin: Wahrscheinlich haben Sie eine viel zu kräftige Hand.

Zusätzlich würde ich aber auch folgende Überlegungen anstellen:

* Das Pferd scheint vom Temperament her zu den Phlegmatisch-Dominanten zu gehören. Wir unterscheiden grundsätzlich vier Temperamente (nach Hippokrates), und das Phlegmatisch-Dominante verhält sich so, wie Sie es schildern.

* Diese Temperament-Eigenschaften wurden bei der Ausbildung höchstwahrscheinlich nicht (ausreichend) berücksichtigt. Simpel gesagt, und noch einmal: Das Pferd ist nicht gut erzogen. Meist wird das Augenmerk auf die Ausbildung eines Pferdes gelegt (zumal bei Sportpferden), und die Erziehung kommt zu kurz.

Die dominant-phlegmatischen Pferde sind brav, so lange man nicht wirklich etwas von ihnen will. Gut erzogen, setzen sie ihre Stärke für den Menschen ein, schlecht erzogen: gegen ihn. Überdies herrscht das „Lustprinzip“ beim Pferd vor: Manchmal mag es, manchmal eben nicht.

Wenn mein Eindruck stimmt, dann gehört das Pferd zur Erziehung in die Hand eines klaren, starken, konsequenten, liebevollen, mutigen und intelligenten Menschen, der Konflikte nicht scheut, der sie aber clever löst statt mit „starker Hand“. Auf jeden Fall sollte dieser Mensch wissen, wie man Pferde erzieht, bevor man sie ausbildet.

Wir bieten Kurse und Einzeltraining zu Erziehung und Ausbildung von Menschen und Pferden an. Vielleicht ist für Sie ja etwas dabei. Aus meiner Sicht bräuchte es zumindest einen Grundkurs und einen Aufbaukurs, damit die Grundlagen bekannt sind. Im Reitkurs zeigen wir Wege zu sicherem Reiten auf.

Auskeilen - Sensibilität

Frage:

Ich habe folgendes Problem mit meinem 41/2 jährigen Pferd, einem Paso Fino, der bei meiner Stute und einem alten Wallach im Offenstall lebt. Er war vorher in einer Hengstherde und hatte den untersten Rang, Außerdem war er stark abgemagert:
Wenn er innere Spannung hat, dann kommt es vor, dass er nach hinten geht oder hüpft und dann mit aller Macht nach hinten auskeilt und zwar unabhängig davon, ob hinter ihm ein Hindernis, z.B. Wasserfass, Zaun, ein Pferd, ein Mensch oder gar nichts ist.

Hast Du so ein Pferd schon mal erlebt? Was kann man machen, um ihm das abzugewöhnen? Ich bin kurz davor ihn abzugeben, da mir dieses Verhalten aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen, zweimal wurde ich schon getroffen, zu gefährlich ist.
Ich habe ihn schon angeschrien, mit dem Schlag einer Longierpeitsche hinten berührt, als er auskeilte aber ich hatte nicht den Eindruck, dass es sehr gewirkt hat. Im Augenblick hörte er zwar auf, fing aber dennoch wieder damit an.

Antwort:

Nein, genau so habe ich das noch nicht geschildert bekommen. Einen ähnlichen „Fall“ hatte ich einmal mit einem Wallach, der sich in ähnlicher Weise in der Herde verhielt und oft viele Meter rückwärts lief, um nach anderen Pferden zu treten. Im Kurs bestach das Pferd hingegen durch seine hohe Sensibilität (nicht Verrücktheit, er war einfach ganz zart und fein und arbeitete exzellent mit). Als die Besitzerin ihn aus der Herde herausnahm und nur eine Stute zu ihm stellte, legte er sein Verhalten ab.

Eine interessante Frage wäre, ob er sich in der ehemaligen Herde ebenso verhalten hat. Wenn nicht, dann wäre ein Umstellen sinnvoll, um das herauszufinden oder gar zu verändern.

Aber natürlich ist es schwer, aus der Ferne eine wirkliche Diagnose zu stellen.

Grundsätzlich gehe ich bei einem Pferd, das so auskeilt, zunächst immer von einem „Sensiblen“ aus, der in unentwegter Verteidigungshaltung ist, und dem alles sehr schnell zu eng wird. Das ist ein Begriff aus der Temperamentenlehre („Melancholiker“), den wir auf Pferde übertragen haben (hier: der Sensible). Sensible müssen vor allem lernen, Enge zu ertragen (alle Übungen unserer Aufbaukurse sind passend dafür).

Sensible Pferde brauchen in erster Linie vom Menschen aber Sicherheit und Vertrauen. Sie fühlen sich i. R. schwächer als ihre Umgebung (deshalb meinen sie auch, sich mit allem, was sie haben, verteidigen zu müssen). Bei Sensiblen sollte man sein Augenmerk vor allem auf die Arbeit der und mit der Hinterhand richten. Viel streicheln hilft, Vertrauen zu schaffen und das Pferd an Enge zu gewöhnen.

Weitere Nachfrage:
Braucht ein solch sensibles Pferd einen resoluten Menschen mit dominanter Ausstrahlung, um Sicherheit zu finden? Konsequent kann ich sein aber vielleicht müssen einem solchen Pferd mehr Grenzen gesetzt werden?

Antwort:
Solch ein Pferd braucht einen souveränen Menschen (liebevolle Dominanz, gepaart mit Feingefühl). Resolut (wie ich es verstehe) ist mir ein bißchen zu heftig. Konsequenz ist wichtig in dem Sinn, dass man seine Energie steigert bis das gewünschte Ergebnis erzielt ist. Hat also auch nichts mit resolut zu tun. Mehr Grenzen? Ich weiß nicht. Grenzen sind wichtig für die Erziehung. Wenn er aber der Sensible ist (den ich unterstellt habe), dann ist das ein Balanceakt: Grenzen ja, aber der Sensible hat Probleme mit jeglicher Enge. Zwar vor allem mit räumlicher, aber das psychische ist miteinzukalkulieren.


Probleme beim Ausreiten

Frage: Lieber Heinz,
ich war im September 2009 mit Santiago bei einem Kurs von dir - seitdem kann ich ihn auch zumindest wieder am Halfter longieren und er ist nicht mehr so schreckhaft aufgrund unserer Bodenarbeit, die wir fleißig geübt haben.
Ich habe nun langsam wieder mit dem Reiten angefangen - das Problem ist, wenn ich im Schritt eine kleine Runde (ca 20 Minuten) mit ihm ausreite und ich umdrehen will
(wieder Richtung Stall) macht er das nicht mit, d.h. er fängt das steigen an und geht mit mir in die andere Richtung wegwärts über Felder und Wiesen, und wenn ich versuch, ihn wieder umzudrehen, geht ersofort wieder in die Luft, schnaubt nach ner Zeit dann ab (wie wenns ihm Spaß macht), versucht mir noch die Zügel aus der Hand zu zerren, weil er fressen möcht (das laß ich natürlich nicht zu) und ist nicht
zu überzeugen den gleichen Weg wieder heim zu reiten mit mir auf den
Rücken (heimführen ist kein Problem).
Vor zwei oder drei Wochen wollte er vom Stall nicht weg, und jetzt will er nicht mehr heim mit mir, wenn wir unterwegs sind. Warum macht er das?? Das Steigen ist zudem auch gefährlich für uns beide. ( Mir kommts vor, wie wenn er immer das Gegenteil von dem macht was ich gerne mit ihm machen möchte - woran könnte es liegen? Mangelnder Respekt? Ich hoffe auf Ratschläge von dir, wie ich damit umgehen sollte und das Problem in den Griff bekomme. (Vom Typ her ist er ne Mischung zwischen sensibel und dominant - wie ich finde...)
Liebe Grüße Jenny

Antwort: Liebe Jenny, erstmal Gratulation zu Deinen Erfolgen am Boden. Aber ich fürchte, das nützt Dir nicht viel angesichts der Reitproblematik.

Santiago „diskutiert“ mit Dir die Richtungsthematik. Und das heißt, er will sagen, „wo es langgeht“, also die zentrale Führungsfrage. Pferde wollen immer wissen, ob wir Menschen sie führen können – ob vom Boden aus (das scheint ja mittlerweile bei Euch zu klappen) oder vom Sattel aus. Santiago setzt offensichtlich alles ein, incl. steigen, was besonders gefährlich ist. Mangelnder Respekt ist die eine (mögliche) Antwort.
Hier hilft nur das, was man mit „sich durchsetzen“ beschreibt, was aber gefährlich werden kann.

Folgende Tests und Verfahrensweisen wären möglich:
* Interessant wäre, was S. mit einem starken oder unbedarften Reiter (der sich keine Sorgen macht), und sichereren Reiter machen würde. Wenn es den gibt, dann
bitte ihn/sie doch, dieses Experiment mit Euch beiden zu machen. Du begleitest sie dann zu Fuß.
* Eine andere Frage wäre: Macht er es auch, wenn ein weiteres Pferd dabei ist, oder nur allein? Wenn er es mit einem anderen Pferd nicht machte, dann wäre der
erste Schrittt zur Umgewöhnung schon getan.
* Eine weitere Möglichkeit bestünde darin, jemanden, der ein Pferd wirklich vom Boden aus führen kann und sicher ist, zu bitten Euch zu Fuß zu begleiten und dann
einzugreifen, wenn S. Widerstand zeigt. Denn er läßt sich von Dir ja heimführen.
* Oder umgekehrt: Ein anderer, einigermaßen sicherer Reiter reitet, und Du führst das Pferd, wenn’s drauf ankommt.
* Ganz zuletzt wäre noch zu fragen, was er macht, wenn Du forsch vorwärts reitest (Trab statt Schritt). Ein alter Grundsatz lautet: "Das Heil liegt im Vorwärts." Vorwärtsreiten ist auch Führungsarbeit, denn Pferde "widesprechen" uns ja nur auf drei Ebenen: bei der Richtung, bei der Gangart und hinsichtlich der Dauer der Bewegung.

Wenn eine dieser Möglichkeiten klappt, dann ließe sich daraus ein Trainingsprogramm entwickeln. Ganz zum Schluß noch einmal ein psychologisches Thema (das immer dann greift, wenn das Pferd eigentlich ok ist, und der Mensch sein Handwerk auch einigermaßen
versteht und wenn dennoch Probleme auftreten): Du schreibst, er mache immer „das Gegenteil von dem“, was Du willst.

* Mache mal eine mentale Übung: Versuche mit ihm etwas zu tun, ohne dass Du dich auf das Ziel konzentrierst. Laß einfach geschehen, was geschieht, in welche Richtung
Ihr etwa geht, beispielsweise (wenn’s keine Straße ist oder sonst etwas gefährliches in der Nähe). Finde heraus, was passiert, wenn Du wirklich gar nichts willst. Verhalte Dich spielerisch. Herzliche Grüße Heinz



Pferd kommt zu nahe

Frage: Lieber Heinz,
seit einiger Zeit habe ich eine noch relativ junge Traberstute. Wir machen viel Bodenarbeit mit ihr und gewöhnen sie langsam an den  Sattel. Macht sie auch  alles sehr gut, hält aber zu wenig Abstand. Man kann sie zwar von einem wegschicken, aber sie kommt immer wieder näher heran, bis man sie wieder auf dem Arm hat. Mit welcher Geste kann ich dem Pferd sagen, dass es den Abstand nicht nur einnehmen, sondern auch beibehalten soll? Liebe Grüße, Annika

Antwort: Liebe Annika,
zunächst einmal: schön, dass die Stute das alles gut mitmacht. Vielleicht ist sie an Nähe gewöhnt, d.h. es wurde ihr früher erlaubt und gar belohnt. Vielleicht erfüllt sie aber auch Deine (unbewussten?) Wünsche nach Nähe.
Wenn die Nähe nicht sehr lästig oder gar bedrohlich ist, und wenn nicht zu erwarten ist, dass sie immer mehr will, würde ich (aus der Ferne betrachtet) nichts tun.
Grundsätzlich kann man dem Pferd die Distanz vermitteln, indem man das Seil (vorm Pferd stehend) nach links und rechts „schlenkert“ (unser Aufbaukurs 2), das Pferd dabei scharf anschaut und das Schlenkern stufenweise aufbaut (s. mein Buch „…Horseman..“).
Um den Abstand zu wahren, während Du sie führst, kannst Du mit den Oberarmen schwingen (wie ein Vogel, der fliegen möchte) – Unterarme dabei angewinkelt lassen (sonst fliegst Du wirklich weg…). Insgesamt geht es darum, dem Pferd eine Bewegungsenergie entgegenzusetzen. Das kann natürlich auch eine Gerte tun, oder Du kannst mit dem Seilende wedeln. Herzliche Grüße, Heinz

 



Früher unberechenbar, heute ein Traum. Ich verstehe das nicht!

Frage: Mir geht etwas nicht aus dem Kopf, wozu ich gerne Ihre Meinung gehört hätte: Meine Stute ging jahrelang - mehr oder weniger erfolgreich – mit mir (in Amateurklassen) und meiner Trainerin (Profiklassen) Turniere. Mehr oder weniger erfolgreich, damit meine ich, dass sie sich nach ihrem Ausbildungsstand zunächst gut entwickelte und viele Schleifen gewann. Dummerweise wurde sie aber, je älter und erfahrener sie wurde, eher immer unzuverlässiger. Gute Erfolge wechselten sich ab mit Desastern: mal buckelte sie, mal stieg sie sogar, obwohl sie kontinuierlich professionelles Training bekam.

Irgendwann entschieden wir, dass der (anscheinende) Turnierstress für sie (und uns) ein Ende haben sollte und ließen sie decken. Sie war eine vorbildliche Mama, und wir zogen mit ihr zwei Fohlen. Da wir aber weiterhin am Turniersport interessiert waren, überließen wir sie einer Züchterin, die auch einen kleinen Schulstall betreibt. Dort entwickelte sie sich prächtig und völlig überraschend. Sie bekam weitere Fohlen und wurde zu einem vorbildlichen Kinderreitpferd (und das, nachdem wir früher, wegen ihrer Unberechenbarkeit, Sorge hatten, überhaupt irgendjemand anderen sie reiten zu lassen!).

Und auch etwas anderes überraschte uns sehr. Weiden oder Paddocks hasste sie früher geradezu. Wenn wir sie hinausstellten, lief sie unruhig bis verrückt hin und her. Ruhig wurde sie erst, wenn sie wieder in ihrer Box stand. Jetzt lebt sie mit anderen Pferden im Sommer auf großen Weiden und ist auch im Winter immer draußen.

Antwort: Möglicherweise ist Ihre Ex-Stute vom Temperament her eine „Sensible“. Zwar sind Pferde als Fluchttiere alle sensibel, aber manche sind weitaus sensibler als ihre Artgenossen.

In der Temperamentenlehre nach Hippokrates unterscheidet man bei Menschen Sanguiniker, Phlegmatiker, Choleriker und Melancholiker. Wir haben das auf Pferde übertragen, und so entspricht dem Sanguiniker das verspielte, initiative Pferd; dem Phlegmatiker das dominante Pferd (weil es sich grundsätzlich schwer bewegen lässt), dem Choleriker das zur Panik neigende Pferd und dem Melancholiker eben das besonders sensible Pferd.

Der sensible Melancholiker explodiert z.B. aus innerer Spannung heraus. Mal kann er sich ruhig und gehorsam zeigen, mal als das Gegenteil: furchtsam und scheu. Das Hauptmerkmal eines solchen sensiblen Pferdes ist (im Extremfall) seine Unberechenbarkeit.

Je unverständiger die Erziehung und Ausbildung eines solchen Pferdes ist, und je mehr auch Besitzer und/oder Ausbilder selbst diesem Temperament ähneln, desto extremer zeigen sich die Temperament-Eigenschaften. Das Gegenteil gilt aber auch: Je einfühlsamer und verständnisvoller aller Umgang mit diesem Pferd ist (incl. seiner Ausbildung), desto weniger treten seine extremen Verhaltensweisen zutage.
Seine angeborene Unsicherheit verlangt einen Menschen, der diesem Pferd vor allem Sicherheit gibt. Leistungsversessene Brachialreiter treiben diesen Typ Pferd in den Wahnsinn. Unsichere Reiter verunsichern es so, dass es bisweilen vor Angst erstarren kann.

Gemeinsam mit dem panischen Choleriker fühlt sich dieses Pferd grundsätzlich unsicher in der Welt. Anders als der Paniker sucht es aus Angst allerdings nicht das Weite, sondern frisst alles in sich hinein. Der ideale Kandidat für Magengeschwüre. Bei Widerstand wird es sicher nicht lange buckeln und extrem steigen, dazu fehlt ihm nämlich die Energie. Denn gemeinsam mit dem dominanten Phlegmatiker verfügt es eher über weniger Energie und setzt diese eher sparsam ein. Auch an neue Situationen (wie bei Ihnen die Wiese, aber auch neue Lernanforderungen beim Training) muss das sensible Pferd sich erst gewöhnen. Wenn es lange die Box gewohnt war, so kann der neue, größere Raum einen Melancholiker zunächst stark verunsichern. Bei Stress schaltet sein Hirn komplett ab.

Grundsätzlich hat das melancholisch-sensible Pferd auch keine Turnierambitionen. Wie der Dominante liebt er es eher gemächlich. Wer dem Sensiblen Sicherheit, Vertrauen und Wohlgefühl gibt (oder: wenig Forderungen stellt, die außerdem überschaubar sind), der kann sich bald über ein prächtiges Verlasspferd für die Freizeit freuen.

Deshalb verwundert es auch nicht, dass Ihre Stute ihre Bestimmung als Kinderreitpferd gefunden zu haben scheint. Der Sensible möchte es allen immer Recht machen, deswegen kann er auch (in Maßen) bei Turnieren erfolgreich sein. Hier sind als Ausbilder und Reiter allerdings einfühlsame Könner gefragt, die jederzeit die körperlichen, vor allem aber emotionalen Grenzen ihres Pferdes einschätzen können; Reiter, die emotional stark genug sind, ihrem Pferd Mut zu machen statt es (wie so viele) zu entmutigen.

(Wer mehr erfahren möchte über die einzelnen Temperamente, über die Weise, wie man sie erkennt, und wie man am besten mit ihnen umgeht, der klicke hier).


Mein Pferd legt extrem die Ohren an

Frage: Hallo, ich habe folgende Frage zum Umgang mit meinem Pferd: Mein 5jähriger Hannoveranerwallach legt, wenn ich ihn auf Kopfhöhe bzw. in direkter Nähe zu ihm bin, beim Führen extrem die Ohren an. Damit übt er auf mich ein "indirektes Gefühl" aus, da ich mich sehr unwohl fühle und mein sonst gutes Vertrauen zu ihm leidet.

Wenn ich ihn am 4m Seil hinter mir im größeren Abstand führe oder longiere, sind seine Ohren vorne bzw. ist ein Ohr bei mir, und ich fühle mich wieder wohl und sicher mit ihm.

Ich habe keine Idee, wasihn so stört. Für Anregungen, woran es liegen könnte oder
Möglichkeiten, mich beim Führen anders zu verhalten, wäre ich sehr dankbar.

Antwort: Aus der Ferne ist eine Einschätzung immer schwer.  Ich müsste die Ohrstellung und die Winkelung genau sehen, um mir wirklich ein Urteil erlauben zu können.

Grundsätzlich würde ich vermuten, dass die Nähe das Thema für das Pferd ist. Ohrstellung drückt immer Emotionalisierung aus, positiv: Freude etc., negativ: Angst, Abwehr, Aggression.

Entweder legt er also die Ohren an, weil es ihm unangenehm ist, dann droht er; oder aber er findet es besonders „schön“, dann deutet die Ohrstellung auf eine „positive“
Emotionalisierung hin.

Umgekehrt wäre zu fragen, wie Sie es grundsätzlich mit dem Thema Nähe halten (nicht nur in Bezug auf Pferde). Pferde können durchaus, wie ein Spiegel, uns mit ihrem Verhalten das zeigen, was wir in uns selbst nicht wahrnehmen wollen oder können.




Gibt es hoffnungslose Fälle?

Frage:
Gibt es Pferde, für die es keine Hoffnung mehr gibt, dass sie gute Reitpferde werden, weil sie schlecht behandelt worden sind?

Antwort:
Möglicherweise gibt es diese Pferde. Das kann ich nicht ausschließen. Das muss in jedem einzelnen Fall überprüft werden. Nach meiner Erfahrung geben Menschen oft zu früh auf und /oder sie werden falsch beraten. Ehe man ein Pferd abschreibt (und das bedeutet ja meist: Es kommt zum Schlachter!), sollte man sich fragen, ob man das Pferd überhaupt verstanden hat. Gerade erst wieder habe ich von einer Stute gehört, die – als Turnierpferd anscheinend überfordert – buckelte und stieg und deshalb für die Zucht verkauft wurde. Dort brachte sie der neuen Besitzerin nicht nur prächtige Fohlen, sondern wurde zum beliebtesten Kinderreitpferd im Stall.
Oft ist es das Temperament, der Typ, der Charakter, der missverstanden wurde, und dann nahm das Unheil seinen Lauf. Missverstandene Charaktere sind nach meiner Erfahrung die am meisten verbreitete Ursache für Probleme mit Pferden (wie auch mit Menschen!). Diese Charaktere dann mit Gewalt verbiegen zu wollen (Motto: „Pferde haben so zu funktionieren!“) oder (umgekehrt) die Hoffnung, einen vierbeinigen Beschützer oder Partner dadurch zu gewinnen, dass man ihn verhätschelt, kann nur ins Unheil führen.
Manchmal braucht man nur das richtige Einsatzgebiet für ein Pferd zu finden, wie bei der Stute, und alles regelt sich wie von selbst. Abstammungsnachweise sind da nur unzuverlässige Wegweiser. Oft stehen sie der wahren „Berufung“ eines Pferdes und der Freude aller Beteiligten sogar nur im Weg.
Ehe man eine unumkehrbare Entscheidung trifft, sollte man viele unterschiedliche Fachleute fragen. Außergewöhnliche Fälle verlangen meist außergewöhnliche Antworten (und entsprechende Menschen, die sie geben). Wenn Du nur nach herkömmlichen Meinungen fragst, wirst Du nur herkömmliche Antworten bekommen.



Pferd geht durch

Frage:
Sehr geehrter Herr Welz,
meine Tochter besitzt seit 2 Monaten ihr eigenes Pferd und bildest es zum Distanzreiten aus. Nun ist es passiert, dass das Pferd mit ihr "durchgegangen" ist (Ritt im Gelände - bergab im Galopp) hinter einer Freundin her. Jetzt hat sie erneut versucht, mit ihm ins Gelände zu gehen und er hat sie abgebuckelt, als sie angaloppieren wollte. Nun hat sie Angst und glaubt ihr Pferd ist "versaut und hat einen Schaden" davongetragen. Kann das wirklich sein? Was können wir tun?
Liebe Grüße einer verzweifelten Mutter

Antwort:
Ihre Sorge kann ich verstehen. Auf eine kurze Frage aus der Ferne eine kompetente, auf den konkreten fall einghehende Antwort zu geben, ist allerdings schwer bis unmöglich. Aus dem, was Sie schreiben, kann ich entnehmen, dass das Pferd – höchstwahrscheinlich schon bevor es zu Ihrer Tochter kam – schlecht erzogen und schlecht ausgebildet war und/oder schlechte Erfahrungen mit Vorbesitzern gemacht hat. Aus der Sicht des Pferdes könnte das etwa so klingen: „Ich kann jemanden abbuckeln/durchgehen, wenn ich will. Menschen haben nicht die Kompetenz, mich daran zu hindern.“ Vielleicht auch: „Ich muss durchgehen/buckeln, um …… zu vermeiden, was Menschen mir antun können.“ Manche Pferde verhalten sich auch so, einfach weil sie Schmerzen haben.
Ein Pferd zum Distanzpferd auszubilden, heißt ja in erster Linie, es ausdauernd zu machen, also Konditionstraining. Ein Pferd zu erziehen, ist aber zunächst etwas vollkommen anderes. Der Weg dahin ist lang (etwa genau so wie bei Kindern). Leider kennen die meisten Reiter den Weg nicht oder nur einen allzu groben Weg. Die Psyche des Pferdes bleibt ihnen weitgehend fremd, von Pädagogik (Erziehungslehre) haben sie keine Ahnung. So kommt es immer wieder zu folgenschweren Missverständnissen, bisweilen sogar mit Verletzungen für Menschen oder Pferde.
Im Rahmen einer solchen Anfrage kann ich nur auf meine beiden Bücher verweisen und auf unsere Seminare, in denen man genau den oben skizzierten Erziehungsweg sowie Problemlösungen lernen kann.



Probleme beim Galopp an der Longe

Frage:
Beim Longieren am 4-Meter-Seil ist mein Pferd im Schritt und Trab perfekt - das Seil ist locker, er braucht keinen zusätzlichen Druck, er geht schön und entspannt. Aber sobald ich ihn zum Galopp auffordere, dann dreht er durch! Er stoppt, steigt, buckelt und rennt von mir weg. Es spielt keine Rolle, wie oft ich ihn auffordere, er will einfach nicht galoppieren. Er macht fliegende Galoppwechsel auf der Weide und rennt scharfe Kurven von sich aus. Deshalb kann ich nicht glauben, dass der Galopp auf dem Zirkel so schwer sein kann für ihn.

Antwort:
Es ist oft sehr schwer für Pferde, besonders am Anfang, am kurzen 4-Meter-Seil zu galoppieren – und dann auch noch ohne seitliche „Anlehnung“, wie es in vielen „Horsemanship-Schulen derzeit gelehrt wird. Deshalb sollte man im Roundpen beginnen. Durchmesser am besten: ca. 15 Meter. Den Roundpen können Sie aus Zaunstangen oder Sprungstangen mit zwei Reihen Flatterband auf Ihrem Reitplatz oder auf einer eingezäunten flachen Wiese selbst bauen. In Ihrem Fall würde ich dann ein ca. sieben Meter langes Seil nehmen. Wenn das Pferd sich anfangs wieder aufregen sollte, wird es nicht – wie bisher - an der Longe nach außen ziehen und Sie somit auch nicht aus dem Gleichgewicht bringen.
Sie brauchen es auch nicht zu bremsen oder stark zu korrigieren. Halten Sie es nur in der Laufrichtung, so dass es nicht wechselt. Das ist mit Hilfe des Seils und des Knotenhalfters möglich. Beginnen Sie wieder mit Schritt und Trab und verstärken Sie den Trab zunächst nur.
Wichtig ist auch Ihre Position. Achten Sie darauf, dass Sie im rechten Winkel zur Längsachse des Pferdes stehen und dort hinter seiner Schulter. Stehen Sie in Höhe der Schulter, dann drängen Sie Ihr Pferd unbewusst nach außen. Stehen Sie gar vor seiner Schulter, dann bremsen Sie es körpersprachlich. Möglicherweise haben Sie gerade beim Galoppversuch die wichtige richtige Position verlassen und sein Verhalten damit zumindest unterstützt.



Wann soll ein Pferd angeritten werden?

Frage:
Wie ist deine Erfahrung mit dem Einreiten junger Pferde. Ich habe ja hier meinen jungen Quarter Wallach – der ist jetzt 5 1/2 Jahre. Wir sind aber einfach noch nicht so weit, dass ich ihn reiten würde. Ist einfach noch nicht sicher genug. Ich persönlich hab da auch überhaupt kein Problem, eben so lange zu warten, bis er so weit ist – ob das nun noch ½ Jahr oder 3 Jahre dauert. Nur ist noch eine „Restunsicherheit“ da, was das Alter in Bezug auf dieses Thema angeht. Würdest du sagen, dass es ein Alter beim Pferd gibt, bis dahin er eingeritten sein müsste (weil es später unnötig schwerer wird o.ä.) – oder anders gesagt: kann man einen Fehler damit machen, wenn man sich eben so viel Zeit nimmt, wie es braucht, auch wenn das Pferd dann schon z.B. 8 ist??

Antwort:
Die Sache ist recht einfach: Je jünger ein Pferd ist, desto leichter lernt es – Gutes wie Schlechtes, Richtiges wie Falsches. Es vergeht kein Tag im Leben eines Pferdes, wo es nicht dazu lernt, mit und ohne Menschen. Allen Beteiligten fällt es somit leichter (vorausgesetzt: der Mensch weiß, was er tut), wenn es um den komplizierten Vorgang des Einreitens geht.
Je älter ein Pferd wird, desto mehr schleifen sich Erfahrungen ein. Sind es „gute“, dann ist das (auch für uns Menschen) von Vorteil. Sind es „schlechte“, dann schleifen sie sich ebenfalls ein, nur meist zu unserem Leidwesen.
Wen Du regelmäßig das Richtige mit Deinem Pferd tust, im Sinne von Vorbereiten aufs Gerittenwerden, dann ist es ok. Du hast dabei eben mit seiner Prägung seit 5 ½ Jahren zu tun – im Guten wie im Schlechten. Doch selbst, wenn negative Eigenschaften überwiegen würden, wäre es nicht aussichtslos, nur eben anstrengender und wahrscheinlich langwieriger.
Wenn die guten Eigenschaften überwiegen, dann hast Du ein tendenziell (auch im guten Sinne) gefestigtes Pferd vor Dir, das Dir die Arbeit in dem Sinne leichter macht, dass sich Fehler nicht so tief und schnell einprägen. Es ist dann wie bei reifen Menschen: Die können Konflikte leichter austragen – ohne sich gleich existenziell gefährdet zu fühlen (und deshalb schnell entsprechende Abwehrmaßnahmen zu ergreifen).
In dem Sinne ist es optimal, ein Pferd jung anzureiten (wenn der Mensch weiß, was er tut); möglich ist es aber in jedem Alter (wenn der Mensch weiß, was er tut) – unter den Bedingungen, die ich oben skizziert habe.
Wenn das Pferd (z.B.) meine Programme vom Boden aus problemlos absolviert, die mich in meinen beiden Büchern beschrieben habe, und Du zur Sicherheit beim Anreiten meine Spiegelmethode anwendest (Artikel hier. http://www.heinzwelz.de/cont/artikel/Boden_Sattel/Boden_Sattel.html ), dann müßte alles gut laufen.



Problematisches Pony

FRAGE:
Lieber Heinz,
seit Dezember letzten Jahres habe ich eine 10 jährige Pony Stute, die
Problematik mit diesem Tier ist verheerend... Ich komme nicht weiter bzw. nicht an dieses Pony heran.

Anfang diesen Jahres begann ich mit der Round Penarbeit, was auch nicht ganz einfach war...mein Gefühl war, dass dieses Pony sehr misstrauisch ist und sich sehr schwer tat, mir ein Stück Vertrauen entgegen zu bringen. Trotz alledem arbeiteten wir weiter und ich fing an, sie zu reiten. Nur zwei, drei Runden Schritt und hörte dann auf. Dies machte ich dreimal, bis sie mich in den Sand setzte.

Ich habe viel darüber nachgedacht und kam zu dem Entschluss, erst einmal mit der Round Penarbeit fortzufahren. Ungefähr ein halbes Jahr zog ich dies auch durch, bis ich mich erneut ans Reiten begab. Es klappte alles ganz gut, wir waren beim 2. Mal Reiten auch im Gelände. Das Reiten in der Halle und auf dem Platz klappte auch gut, wenn auch nur im Schritt.

Vor ca. 3 Monaten ritt ich auf dem Platz, trabte langsam an über den Wall hinüber und ritt im Schritt weiter. Ich wiederholte dies 2 mal, beim dritten Mal galoppierte sie den Wall hinunter und buckellte mich ab. Die Folgen waren: ich lag vier Tage im Krankenhaus mit einer Gehirnerschütterung (Dank der Reitkappe) und habe mich seitdem auch nicht mehr auf dieses Pony gewagt, und bin insgesammt ängstlicher
beim Reiten geworden, obwohl ich schon oft stürtze.

Es ist für mich sehr traumatisch und irgendwie ein großer Vertrauensbruch das meine
Stute mich so abwarf. Denn mein Gefühl sagte mir, dass wir eine gute Bindung und auch ein gegeseitiges Vertrauen erarbeitet hatten.

Meine Überlegungen waren schon so weit dieses Pferd abzugeben, nur das kann ich nicht übers Herz bringen, weill ich mich in ihr irgendwie wiedererkenne, auch wegen den schlechten Erfahrungen, die diese Tier gemacht haben muss. Ich möchte, dass dieses Pony es gut hat bei mir. Es würde mir sehr helfen wenn du mir schreiben würdest, weill dieses mich auch seelisch sehr belastet.

Liebe Grüße J.

Antwort:

Liebe J. ,
Grundsätzlich müßte das Pony auch durch die Themen meiner Aufbaukurse geführt werden (bewegen jedes einzelnen Körperteils durch direktes Gefühl = Druck; und vor allem: Desensibiliserung: Ertragen von allen möglichen, extremen Reizauslösern) und man müßte sie so gut wie neu anreiten. Stell Dir vor, dass das Pferd am Ende, ehe jemand erstmals wieder aufsteigt, gesattelt und frei mit einer Fahne am Sattel gelassen in allen drei Gangarten geht.

Das funktioniert nicht von heute auf morgen. Gutes Anreiten und Vorbereiten (durch jemand, der weiß, wie es geht), dauert gut 500 Stunden. In einem Therapiefall wie Deinem Pony kann es auch länger dauern. Das sind 100 Wochen Ausbildung bei 5 Tagen in der Woche und täglich einer Stunde Ausbildung. Bei 2 Stunden täglich, die ein erwachsenens Pferd verkraften kann, reduziert es sich auf immer noch 50 Wochen, also ein ganzes Jahr etwa. Diese Zahl beruht auf den Erkenntnissen seriöser Ausbilder und sie bedeuten, dass dabei am Ende ein gelassenes und sicheres Pferd heraus kommt.

Die allermeisten Pferde werden durch ein mehr oder weniger schlechten kurzen Drei-Monats-Ausbildungsgang gepreßt, wo oft mehr falsch als richtig gemacht wird, so dass Pferde vielleicht einen Sattel kennen und auch den Reiter, dass sie beide aber mehr fürchten als ihnen zu vertrauen.

Dass Du schon oft gestürzt bist, zeigt, dass Du dies für normal hältst, denn sonst hättest Du Dich nicht (wie viele andere gutmeinende Menschen auch) auf solche Pferde gesetzt, die nicht wirklich sicher sind, also weder gut erzogen noch gut ausgebildet. Leider ist das immer noch die Norm.

Einen anderen Lösungsansatz (zusätzlich zu dem oben skizzierten) sehe ich in Deinem Hinweis, dass Du Dich in ihm wieder erkennst. Es spricht viel dafür, dass es kein Zufall ist, dass wir an Probleme geraten (wie z.B. an ein solch problematisches, weil schlecht behandeltes Pferd). Im Grunde verbergen sich darin bereits Lösungen für uns. Den ersten Erkenntnisschritt hast Du bereits gemacht: dass das irgendwie mit Dir zu tun hat. Der 2. Schritt bestünde darin, das Ereignis bzw. das Pferd zu „befragen“, welche „Botschaft“ es für Dich hat.

Das ist kein esoterischer Quatsch, sondern Methoden psychoterapeutischer Schulen. Es verblüffend, zu sehen, wie sich Probleme auf der äußeren Ebene (hier also beim Pferd) ändern in dem Maß, wie der Mensch das Thema innerlich angenommen hat und es verarbeitet. Da es sich um ein Gleichzeitigkeitsphänomen handelt (Pferdeproblem und Menschen(Kindheits-)problem treffen gleichzeitig aufeinander), heißt das nicht, dass man nichts mehr mit dem Pferd tun müßte, sondern nur, dass alles, was gleichzeitig mit dem Pferd getan wird, schneller und leichter vorangeht.

Solche Lösungswege bieten wir in unseren Einzelcoachings und im Seminar „Lebensfreude“ an ( http://www.heinzwelz.de/cont/seminare.html ).

Herzliche Grüße
Heinz




Mein Pferd tritt andere Pferde

FRAGE:
Sehr geehrter Herr Welz,

da ich sehr angetan bin von Ihrem Umgang mit Pferden, wende ich mich an Sie, da ich nicht mehr weiter weiss, mit meiner 5jährigen Stute.

Der Umgang mit dem Pferd ist für mich unproblematisch, da sie mir vertraut, aber sie tritt nach anderen Pferden! Ein unhaltbarer gefährlicher Zustand, den ich gerne "unblutig" abstellen möchte. Gibt es da eine Lösung?
mfg
Ruth Z.

Antwort:

Die Antwort (und die Therapie sowieso) ist sehr schwer. Mehrere Möglichkeiten sind zu betrachten:
1. Möglicherweise hat sich das Pferd sein Verhalten als Maßnahme zur Herstellung der Rangordnung schon früh angeeignet (Aggression) und dabei ‚positive’ Reaktionen anderer Pferde erhalten. Das geht nur zu behandeln, wenn die Stute auf einen stärkeren Artgenossen trifft. Doch das kann gefährlich werden.

2. Möglicherweise aber tritt das Pferd auch deshalb, weil es sich Raum verschaffen möchte (Verteidigung). Hier sind nur ‚distanzlose’, aggressive Lebewesen gefährdet.

Grundsätzlich ist zu fragen,

* ob das Pferd und seine Artgenossen auf der Weide ausreichend Platz haben/hatten, so dass Fluchtmöglichkeiten für alle Beteiligten jederzeit gewährleistet sind.

* Ob die Pferde vorm Zusammenstellen aneinander gewöhnt wurden (auf Nachbarweide mit Blickkontakt, Geruchskontakt, aber ohne Körperkontakt; Zaunabstand ca. 150 cm). 3. Ein ‚Entwöhnungstraining’ ist möglich, aber nur für die Situation, dass ein Mensch dabei ist. Das heißt: Wann immer das Pferd sich anderen Artgenossen auf diese Weise nähert, wird es einem unangenehmen Reiz ausgesetzt: z.B.
* laut ansprechen
* heftiger Ruck mit dem Führseil am (Knoten-)Halfter
* ‚angemessener’ Schlag mit Gerte Was richtig ist, wie lange es dauert, ist nicht vorherzusagen. Die Chancen sind aber eher gering, denn es muss immer ein Mensch anwesend sein. Ob das Pferd dies auf Situationen mit Artgenossen überträgt ist eher fraglich. Ich würde (wenn die o. g. Voraussetzungen geklärt sind) mit dem ‚Entwöhnungstraining’ beginnen, wenn das Pferd in entsprechenden Situationen (an der Hand) überhaupt zum Treten neigt. Wenn ja, muss Ihre Reaktion prompt kommen und angemessen sein – hier: eher härter als zu sanft. Dazu brauchen Sie natürlich ein Partnerpaar: Pferd und Mensch. Der Mensch muss sehr erfahren sein, sein Pferd in genau der richtigen Distanz an Ihrem Pferd vorbei führen können, gelassen bleiben, und evtl. sogar selbst zu einer angemessenen Reaktion in der Lage sein: Vielleicht schafft er es, mit einem langen Führstrick etwa Ihr Pferd kräftig zu begrenzen. 4. Zu bedenken ist auch, ob Ihr Pferd zu den „Sensiblen“ gehört. Gemeint ist dabei ein Pferdetyp, der bei uns Menschen „Melancholiker“ genannt wird. Ausführlich wird das in unserem Seminar „ Die Persönlichkeit von Mensch und Pferd: Temperament- und Charakterkunde“ erläutert ( http://www.heinzwelz.de/cont/seminare.html#charakter ). Grundsätzlich neigen die Sensiblen eher zum Auskeilen. Eine Schülerin von mir, die das Problem ebenfalls mit einem sehr menschenfreundlichen, gut erzogenen und ausgebildeten Traberwallach hatte, konnte eine Lösung finden, indem sie ein Partnerpferd fand (Stute), mit der der Wallach sich vertrug. Beide stehen jetzt, statt in der Gruppe, zu Zweit und vertragen sich gut.

Die letzte Möglichkeit ist die Ungewöhnlichste, funktioniert aber verblüffend oft, wenn der Mensch bereit ist, sich darauf einzulassen. Hier geht’s um die ehrliche Frage an sich selbst: Spiegelt mich mein Pferd mit seinem Verhalten? Neige auch ich (in diesem Fall) zu Aggression/Flucht im Kontakt zu meinen Mitmenschen? Oder zumindest: Wünsche ich mir, sie (oder auch nur bestimmte) mir vom Leib zu halten? Ein Lösungsansatz bietet ebenfalls das o. g. Seminar oder ein sogenanntes Powercoaching (www.powercoaching-welz.de ).

Herzliche Grüße
Heinz Welz



Problem wegen der Aufstieghilfe

FRAGE:
Sehr geehrter Herr Welz,

gerade habe ich Ihr zweites Buch "Entdecke den Horseman in Dir" erworben und habe mich nun einmal durchgeschmökert und die "Arbeitsweise" entspricht voll und ganz dem, was ich mir für mein Pferd und mich vorstelle, wir werden da sicher das eine oder andere ausprobieren.

Vorausschicken muss ich, dass ich eine über 30jährige Spätanfängerin bin,
und erst seit 10 Monaten im Sattel/mit Pferden zu tun habe. Seit Dezember besitze ich ein fast 22jähriges, sehr weit ausgebildetesPferd (ging erfolgreich bis Klasse S Springen, seit 1998 Schulpferd).

Jetzt wollte ich Sie was ganz konkretes fragen. Und zwar steige ich immer von einer Aufstiegshilfe auf, ganz einfach weil mein Bub ein "altes kreuz" hat, sehr groß ist, ich nich ganz schlank bin und somit denk ich ist beiden geholfen. Seit geraumer Zeit habe ich für diese Aufstiegshilfe einen bestimmten Platz an der Stirnseite der Halle auserkoren, aus dem einfachen Grund, dass ich sie dort stehen lassen kann ohne dass sie wen stört.

Ich führe also  mein Pferd ganz normal mit der rechten Hand kurz unterm Kinn gefasst
dorthin, bleibe stehen, sage zu ihm "Steh", er steht. Nun lasse ich die Zügel los, drehe mich nach rechts, drehe mich weiter damit ich in Richtung seiner Kruppe kucke und mache natürlich paar Schritte zur Aufstiegshilfe, weil bekanntlich ist der Kopf weit vom Sattel entfernt :-). Ich habe in dem Moment weder Zügel noch sonstwas in der Hand oder berühre ihn.
Und in dem Moment, in dem ich mich um/wegdrehe und auf seiner Schulterhöhe
bin, weicht er mit seinen Hinterbeinen so nach rechts, dass er dann im 90°-winkel da steht. Die Vorderbeine bleiben stehen. Er läuft auch nicht "einfach so weg", um
mich zu ärgern. Es ist wie ein Uhrwerk. Ich kann es 200mal probieren. Immer das selbe. Wenn er dann im 90°-Winkel steht - dann steht er , dann kann ich ran und die
Aufstiegshilfe hinstellen - er steht.

Jeder (!) sagt zu mir "Hau ihm mal eine vor den Bug damit er's lernt". Ich....glaube das nicht. Er macht diese Bewegung in einer Präzision + Kontinuität, dass ich mir einfach nicht vorstellen kann dass er mich "veräppelt" damit. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich es ihm SAGE dies zu tun. Aber ich weiß nicht WODURCH, und vor allem weiß ich nicht, wie ich dieses Muster brechen kann, denn..ich muss verflixt nochmal an ihm entlang laufen, seine linke Schulter passieren, um aufzusteigen :-)

Seit ich nun Ihr Buch las, mein erstes Horseman-Buch, bin ich noch fester
davon überzeugt.

Herr Welz, können Sie mich bitte zu diesem konkreten Problem "erleuchten"?
Ich denke auch nicht dass ich in irgendeinem Buch konkret dieses Problem
beschrieben finde, bzw. dass es Jahre dauern wird, bis ich alle Horseman-Bücher durchgelesen habe.

Ich wäre Ihnen sehr dankbar für eine Antwort, weil es mich irgendwie schon total froh macht, dass mein Pferd offensichtlich sehr sensibel / noch viel Instinkt hat und auf vieles reagiert was ich gar nicht kenne - aber auf der anderen Seite ist es für ihn auch frustrierend wenn ich mit dem was er tut, nämlich sich da quer wegtreten, nicht zufrieden bin. Ich strafe ihn zwar nicht aber ich probier's halt 100mal und wenn's mir zuviel wird, hol ich die Aufstiegshilfe zu ihm.



Antwort:
Liebe Frau G.,
das von Ihnen geschilderte Problem haben sehr viele Menschen. „Draufhauen“ wäre (wie immer) das Sinnloseste. Dennoch ist es schwer, aus der Ferne das Richtige zu raten. Grundsätzlich ist es aber prima, auf diese Weise aufzusteigen. Ich habe schon regelrecht verbogene Rückgrat-Linien bei älteren Pferden gesehen, die immer von unten und auf konventionelle Weise von rechts bestiegen wurden.

Mögliche Ursachen (auch in Kombination möglich):

  1. Wenn Sie zur Aufstiegshilfe gehen, konzentrieren Sie sich aufs Aufsteigen. Bei Rodrigues’ Reitpferdekarriere würde es nicht verwundern, wenn er geritten zu werden eher ablehnt. Deshalb dreht er sich weg und schaut Sie dennoch freundlich an. Ein Versuch ist’s ja wert… Dass er dann dennoch stehen bleibt und Ihren Aufstiegsversuch nach der Drehung akzeptiert, deutet auf seinen freundlichen Charakter hin. Er hat’s eben versucht, und Sie ein bisschen bewegt, bevor Sie ihn bewegen. Kleiner Punktgewinn in der Rangordnungsbilanz für das Pferd. Nicht schlimm, aber auf Dauer summiert es sich. Die ideale, richtige Lösung baut auf der Übung (im Buch Seiten 89 -93) auf: das Bewegen der Hinterhand des Pferdes. Wenn Sie bis dahin gekommen sind, käme der umgekehrte Weg: Sie lehren Ihr Pferd – statt mit seiner Hinterhand auszuweichen – mit der Hinterhand auf Sie zuzukommen. Doch das ist nur für Fortgeschrittene in der Bodenarbeit möglich. Das ist ein Thema, das in meinem Aufbaukurs 2 und im Reitkurs vermittelt wird. Es hier zu schildern (ohne dass Sie die Vorübungen können), führte zu weit.
  2. Versuchen Sie deshalb zunächst Folgendes (ohne Gewähr, weil Ferntherapie immer fragwürdig ist): Behalten Sie einen Zügel in Ihrer linken Hand, kann locker sein. Wenn Sie sich nach rechts drehen, schauen Sie auf den Boden, nicht aufs Pferd. Hegen Sie keine Erwartung, lassen Sie alles auf sich zukomnmen, egal was.

Wenn Ihr Pferd beginnt, sich zu bewegen, dann wackeln Sie am Zügel, so dass es dem Pferd etwas unangenehm wird. Sie haben völlig Recht: Pferde dürfen nicht bestraft werden; aber wir müssen Sie lehren, was richtig und falsch ist. Und das Falsche erkennen sie daran, dass es für sie etwas ungemütlich wird – hier etwa dadurch, dass z.B. das Gebiß im Maul anfängt, unangenehm zu wackeln. Von mir aus verbinden Sie die Aktion auch mit einem deutlichen, langgezogenen „Nein!“ Dreht er sich dennoch weiter, fahren Sie mit dem wackeln fort und steigern es sogar leicht. In dem Moment, wo das Pferd stoppt, beenden Sie sofort das Wackeln. Und lassen den Zügel durchhängen. Gehen Sie jetzt auf die andere Pferdeseite und bringen Sie das Pferd in die urspüngliche Position zurück (Übung S. 80-89). Begeben Sie sich wieder in Ihre Ausgangsposition und fangen Sie erneut an. Wiederholen Sie das so lange (ununterbrochen in dieser Session), bis das Pferd an der gewünschten Stelle stehen bleibt.

Ist das der Fall, dann steigen Sie aufs Bänkchen, wie wenn Sie aufsteigen wollten, streicheln Ihr Pferd freundlich und steigen nicht auf. Diesen Vorgang, dass das Pferd stehen geblieben ist, Sie es zum Lohn streicheln und nicht aufsteigen, wiederholen Sie mindestens drei Mal (also an drei verschiedenen Tagen, oder morgens und abends) ohne zu reiten.

Herzliche Grüße
Heinz Welz



In einem Jahr elf Mal vom Pferd gefallen

FRAGE:
Sehr geehrter Herr Welz,
seit 8 Jahren besitze ich den PRE-Hengst, ein sehr gelehriges Pferd, das unheimlich Spass macht, wenn es will! Am Boden und am langen Zügel macht er super mit; geritten ist er barock/iberisch, kann alle Seitengänge und die Tritte verkürzen. Ich liess ihm einen Sattel bauen, der ihm wohl, wenn überhaupt, nur am Anfang passte. Ausserdem liess ich ihn während meines Urlaubes im Jahr 2002 von einer Bekannten reiten - und seitdem - ich weiss nicht, ob und was geschah, kann ICH dieses Tier nur sehr bedingt reiten.
Ich fiel seither 11x !!von ihm runter und bin sehr unglücklich. Erstaunlicherweise konnte ich ihn fast das gesamte Jahr 2006 hindurch wunderbar reiten und auch im "Anschaffungsjahr"2000 war es ein leichtes, ihn mit den Grundlagen der Reiterei vertraut zu machen.
Inzwischen bin ich sehr frustriert und geneigt, ihn evtl. zu verkaufen. Von Nicole Weinauge hörte ich von Ihnen, vielleicht haben Sie ja einen Tipp für uns. Mit meinem persönlichen Latein bin ich am Ende,
Katrin St.


Antwort:
Liebe Frau St.,
eine eindeutige Erklärung aus der Ferne zu geben, ist so gut wie unmöglich. Die Sachlage ist zu heterogen. Aber ein paar Tipps sind schon möglich.
Erstens wäre das Pferd gesundheitlich durchzuchecken, wenn es grundsätzlich (also auch bei anderen Reitern) Probleme zeigt (Tierarzt, Heilpraktiker, Ostheopath, Sattler).

Zweitens, wenn erstens geklärt und ohne Befund ist, wären Ihre Stimmung und Ihr Verhalten vor und während des Reitens zu überprüfen. Das ist natürlich nur „vor Ort“ möglich. Dazu müssten Sie mit dem Pferd zu mir oder zu einem meiner Seminare kommen, oder ich komme zu Ihnen.

Drittens wäre bei derselben Gelegenheit das Pferd, sein Charakter, sein Temperament, seine Erziehung und seine Ausbildung zu überprüfen. Wobei die Erziehung im Vordergrund stünde.

Viertens: Wenn all das zu keiner eindeutigen Aussage und zu keinem Ergebnis führt, müsste man andere Wege gehen. Wenn Sie schreiben, dass (nur) Sie Ihr Pferd „nur sehr bedingt“ reiten können, dann deutet es auf Sie hin, dass dort möglicherweise das „Problem“ liegt.

Andererseits schreiben Sie: „Erstaunlicherweise konnte ich ihn fast das gesamte Jahr 2006 hindurch wunderbar reiten und auch im "Anschaffungsjahr" 2000, war es ein leichtes, ihn mit den Grundlagen der Reiterei vertraut zu machen.“ Es ging also mal, allerdings zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Da wäre dann genau zu überprüfen, was in dieser Zeit geschehen ist, und: was in den Zeiten geschah, als das Problem erstmals auftrat (2002).

Pferde spiegeln oft in verblüffender Weise unbewältigte oder unerfüllte Lebensthemen von uns Menschen, die uns selbst nicht bewusst sind, Themen, die unter der Oberfläche „brodeln“. Sie brodeln dort, weil wir unterschwellig etwas befürchten, wenn wir uns diesen Themen stellen.

Oft sind es – wenn man sie erst einmal herausgefunden hat – recht banale Dinge. Aber irgendetwas in uns fürchtet sie dennoch. Zum Beispiel dann, wenn irgendwann einmal unbewusst unangenehme Gefühle mit diesen Themen verknüpft worden sind.

Solch einen Weg können wir gemeinsam in einem Coaching gehen. Dazu brauchen wir das Pferd nicht, denn es ist nur die „Projektionsfläche“, auf der sich – damit es für Sie sichtbar wird - Ihr Thema abspielt.

Coachings finden hier bei uns statt. Coachingtage sind i.R. dienstags bis donnerstags. Weitere Infos finden Sie unter http://www.heinzwelz.de/powercoaching_ms.htm
Termine für Seminare: http://www.heinzwelz.de/termine.html
Inhalt der Seminare: http://www.heinzwelz.de/seminare.html

Herzliche Grüße
Heinz Welz




Angelegte Ohren, Zwicken, Zähneknirschen

FRAGE:

Ich habe vor einem Jahr einen Andalusierwallach gekauft. Dieser stand vorher neben Kühen im Stall angebunden. Als ich ihn kaufte war ich von diesem Pferd so fasziniert, dass mir nicht aufgefallen war, dass er extrem die Ohren anlegte. Ich komme im Stall rein und er hat die Ohren wie auf "Angriff" stehen. Anfangs hatte ich Riesenrespekt davor, doch jetzt ignoriere ich sein Verhalten.

Warum macht er das? Er schlägt nicht, er beisst nicht, er dreht mir auch nicht den Hintern zu. Auf der Weide läuft er mit seiner Nase an meinem Rücken mir hinterher. Er kommt beim Ruf sofort angaloppiert und bleibt vor mir stehen. Bekomme ich das weg? Was er wohl macht: Er versucht ab und zu zu "knippen" und ich weiß nicht, wie ich das deuten soll, er dreht dann auch sofort den Kopf weg, wenn er das gemacht hat. Und er knirscht verdammt oft mit den Zähnen. Was ist das? Ist er verstört? Er ist nicht alleine, wir haben noch einen Andalusier. Mir bedeutet dieses Pferd sehr viel, darum bitte ich sie, mir zu helfen.


Antwort:

Diagnosen oder gar Anleitungen aus der Ferne sind immer schwer bis unmöglich. In Ihrem Beispiel will ich es aber dennoch versuchen.

  1. Angelegte Ohren sind immer Anlass für Missverständnisse. Die meisten Menschen verknüpfen damit Angriffslust oder Aggression des Pferdes. Wirkliche Angriffslust liegt allerdings nur dann vor, wenn die Ohren des Pferdes ganz eng am Kopf anliegen, wie etwa bei Cutting-Pferden im Einsatz. Ehe es aber tatsächlich attackiert, werden sich seine Augen verkleinern, die Nüstern werden eng und hochgezogen und auch die Maulpartie ist gespannt.

    Grundsätzlich signalisiert die Position der Ohren den emotionalen Zustand des Pferdes. Je weiter die Ohren nach hinten stehen, desto emotionalisierter ist das Pferd. Ob es sich dabei um eine beginnende Aggression handelt, kann nur der Zusammenhang erklären: Augen, Halshaltung, Bewegungen.

Ansonsten bedeuten zurückgelegte Ohren, dass das Pferd emotional in Bewegung geraten ist. Das kann also auch Freude bedeuten, wenn die Ohren nicht schon fast am Mähnenkamm anliegen. In dem Zusammenhang, wie Sie ihn schildern, scheint es sich mir eher um eine positive Emotion Ihnen gegenüber (oder Menschen generell gegenüber) zu handeln.

  1. „Knippen“ oder leichtes Zwicken wird ebenfalls oft missverstanden. Verspielte, lermbereite, neugierige, intelligente Pferde tun das gerne. Das ist also ganz o.k., wenn es sich nicht um Beißen handelt. Wenn diese Art Pferde allerdings Langeweile bekommen und nicht erzogen sind, kann sich dieses Verhalten auch zur Unart entwickeln, aber auch nur dann.
  2. Zähneknirschen ist psychologisch, wie bei uns Menschen, etwa so einzuordnen: „Ich tu hier etwas, was ich nur ungern tue! Ich akzeptiere es zähneknirschend.“ Aber auch da ist der Kontext zu betrachten: Wenn’s dem Pferd in dieser Situation ansonsten gut geht, liegt ein anderer Grund vor. Als erstes würde ich einen Pferdedentisten fragen, ob irgendetwas an den Zähnen zu korrigieren ist.

Aus meiner (fernen) Wahrnehmung ist das Pferd mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit also o.k.

Mit herzlichen Grüßen
Heinz Welz



Mein Pferd ist "guckig" im Dressurviereck

FRAGE:
Hallo Herr Welz,
ich besitze ein Dressurturnierpferd, das Super lieb und brav im Umgang ist jedoch unglaublich guckig im Viereck. Ich bin mittlerweile echt verzweifelt was ich noch machen koennte. Hauptsaechlich hat er Angst vor kleinen, am Boden liegenden oder
stehenden Dingen.

Mit freundlichen Grüßen
Pia N.

Antwort:
Das, was Reiter so gerne verallgemeinernd und verharmlosend „guckig“ nennen, ist ein Vertrauensproblem, das Ihr/ein Pferd in bestimmten Situationen mit (seinem) Menschen hat. Es fixiert irgendetwas mit den Augen, das für das Pferd „Gefahr“ signalisiert. So lange es keine wirkliche Sicherheit bekommt, muss es sich so verhalten. Je länger sich dieses Verhalten schon zeigt, desto länger dauert es, es auch wieder zu verändern.
Wie in der menschlichen Verhaltenstherapie muss das Pferd dazu sanft, bestimmt und systematisch an die unterschiedlichsten Auslöser in den unterschiedlichsten Situationen herangeführt werden. Der Therapeut muss dazu selbst sanft, bestimmt und systematisch sein und die Psyche des Pferdes kennen.
Eine andere Ursache könnte darin liegen, dass Ihr Pferd Sie testen will - nicht aus Frechheit oder Charakterlosigkeit, sondern weil es das für sein Überlebenskonzept braucht. Es empfindet Ihre Spannung im Dressurviereck oder die Gesamtsituation vielleicht als bedrohlich.
Testen will es Ihre Sicherheit: Wie reagieren Sie, wenn er sich so verhält? Sind Sie in dieser Situation selbst sicher? Wissen Sie Ihrem Pferd sanft und bestimmt Grenzen zu setzen? Sind Sie in diesem Augenblick geistig, emotional und körperlich in der Balance? Alle Pferde suchen Sicherheit beim Menschen. Leider geben die wenigsten Menschen ihren Pferden diese Sicherheit.
In allen unseren Seminaren lernen Menschen, ihren Pferden auf diese Weise zu helfen. Dabei ist es wichtig, dass der Pferdebesitzer es selbst lernt, denn ohne sein Mittun und Selbstlernen wird das Pferd, wenn es von einem Trainer bereits therapiert wurde, bald wieder in die alten Verhaltensweisen zurückfallen, weil es diese z.T. ja mit seinem Reiter verbindet.
Verkauf ist die leichteste Lösung – für Menschen: aus den Augen, aus dem Sinn. Die Pferde hingegen werden in eine unsichere Zukunft entlassen.

Herzliche Grüße
Heinz Welz



Mein Pferd keilt aus bei der Roundpen-Arbeit

FRAGE:
Mein Pferd und ich arbeiten mit Eurer Methode. Trotzdem haben wir ein Problem. Ab und zu keilt mein Pferd nach mir aus. Ich weiß nicht, was ich noch dagegen tun kann. Bisher habe ich dann jedesmal erneut die Respektfragen mit ihm geklärt. Gibt es da noch andere Mittel?

Antwort:
Wenn Dein P?ferd bei der Roundpen (RP)-Arbeit auskeilt, ist das kein dramatisches Zeichen. Und solange Du nicht zu nah an seiner Hinterhand stehst, ist es auch nicht gefährlich. In der Regel keilen Pferde im RP bei dieser Gelegenheit aus, wenn sie angetrieben werden sollen. Das ist ihre Antwort mit „indirektem Gefühl“. So wie der Mensch die Hand, das Seil oder die Peitsche hebt, hebt das Pferd auch etwas – seine Hufe eben. Es antwortet also auf gleichem Niveau. Heb’ dann selbst wiederum den Arm mit dem Seil oder der Peitsche, oder wirf ihm schnell das Seil auf die Hinterhand. Das heißt so viel wie': „Wenn Du mir mit der ‚Faust’ drohst, dann lege ich meine ‚Hand’ auf Deine ‚Faust’.“ Nur: Ärgere Dich nicht dabei, bleib’ ruhig und gelassen. Das Pferd will sowieso hauptsächlich nur wissen, wie Du reagierst.

Herzliche Grüße




Eignet sich das Joining auch für Esel?

FRAGE:
Ich arbeite selber als Pferdetrainerin und blättere immer wieder in deinen Büchern und habe sie auch schon oft weiterempfohlen. Meiner Meinung nach die einzige umfassende Literatur zu diesen Themen auf dem Büchermarkt. Nun meine Frage: Eignet sich das Joining auch für Esel? Hast du dazu schon Erfahrungen machen können? Da Esel nicht ganz gleich denken wir Pferde, wie könnte man das umsetzen? Herzlichen Dank für deine Antwort.
Liebe Grüsse aus der Schweiz
Erika Weiss

Antwort:
Selbst habe ich noch keine Erfahrungen mit Esel. Andere hingegen, die in der Kinder- und Jugendtherapie mit Eseln arbeiten, sagen, dass Joining nicht funktioniere. Das leuchtet ein, denn Esel sind keine Beutetiere wie Pferde. Sie werden ja sogar als Herdenschutztiere eingesetzt (gegen Bären, Luchse, Wölfe!!). Sie fliehen also nicht, sondern geben sich wehrhaft.

Die kleine Form des Joinings (mit sehr viel Gefühl!) müßte allerdings auch mit Eseln funktionieren, denn schließlich lassen sie sich ja auch zum Reiten und als Packtier bewegen.
Herzliche Grüße
Heinz




Hat der Aussengalopp negative Folgen?

FRAGE:
Mein Pferd Cheyenne geht häufig in dem Galopp, der ihm gerade gut gefällt. Und so landen wir ab und zu im Außengalopp (mal links, mal rechts). Wenn ich nicht reagiere, bleibt er auch außen. Auch wenn ich ihn auf kleine Kreise schicke. Er ist gelenkig, gut trainiert und beherrscht es offenbar sehr virtuos, drückt nicht nach außen,bleibt leicht nach innen gebogen und hebt auch die Schultern.

Wenn ich ihn korrigiere, reagiert er und nimmt die andere Hand. Der dann korrekte Handgalopp ist ihm genauso recht. Wenn ein Pferd den Außengalopp beherrscht - was ist dann schlecht daran, ihn so laufen zu lassen? Welche Folgen sind zu befürchten? Die Balance ist nicht gefährdet - was dann?

Die Antwort der Reitlehrer - englisch oder western - ist immer dieselbe: das Pferd kommt aus der Balance, es kann stolpern, fallen usw. Der Osteopath meint, Haltungsschäden seien nur zu befürchten, wenn das Pferd es nicht beherrscht und sich verspannt. Das würde man allerdings bereits während des Galopps merken.

Na ja, alles nicht befriedigend. Hört sich ein wenig so an, als seien die
meisten Meinungen dazu "überliefert" aber nicht wirklich begründet.

Antwort:
Der Aussengalopp ist eine reittechnisch schwierigere „Aufgabe“ für das Pferd (ab Klasse L oder M in Dressur). Das Pferd ist dabei tatsächlich unbalancierter als beim Handgalaopp, und es soll damit seine Rittigkeit und Durchlässigkeit überprüft werden: trotz geringerer Balance auf den Reiter zu „hören“. Hüpf selbst einmal galoppähnlich auf Deinen zwei Beinen Handgalopp und dann Aussengalopp auf einem kleinen Zirkel, dann merkst Du, was hier unbalanciert bedeutet. Eine andere Form ausgeprägten körperlich sicht- und fühlbaren Gehorsams ist es, wenn das Pferd auf allerkleinste Sitzveränderung des Reiters umspringt. Im Grunde ist das der Ausdruck der Kunst eines S-Pferdes (Einerwechsel auf der Geraden!) Möglicherweise reagiert Cheyenne tatsächlich auf allerkleinste Sitzveränderungen und Schenkellage-Veränderungen. Dann ist es Gehorsam, wenn er umspringt. Da er offensichtlich keine bevorzugte Seite hat (was dann ein Problem wäre, denn in diesem Fall wäre das Umspringen Ausdruck von mangelnder Ausbildung oder von Ungehorsam), bleibt nur noch abzusichern, dass Mito über einen gewissen Zeitraum das tut, was Du möchtest: Also z.B. zwei Runden Handgalopp bei absoluter Konzentration des Reiters. Wenn auch das funktioniert, solltest Du einfach in Zukunft konzentrierter sein beim Sitz und es mal auf der Geraden probieren, denn dann ist er ein Wechseltalent.

 



Scharren und Kopfschlagen beim Putzen

FRAGE:

Seit einigen Jahren reiten meine Kinder und ich regelmäßig in einem
Schulbetrieb. Wir haben in der Zeit verschiedene Reitabzeichen gemacht
und uns entschlossen ein eigenes Pferd zu kaufen. Hierbei betreuen uns
die Trainer der Reitschule.

Nun zu meinem Problem: An der Longe, Führstrick und unter dem Sattel macht unser Pferd keine Probleme. Es hat wunderschöne Bewegungen und reagiert sauber auf die Hilfen.

Allerdings beim putzen scharrt es permanent mit den Hufen. Dreht sich
zur Seite, schlägt mit seinen Kopf wenn wir das Halter anfassen, schlägt
mit den Hinterbeinen gegen seinen Bauch zappelt und bewegt sich
permanent hin und her. Weiche Bürsten haben wir ausprobiert sowie einen
Standortwechsel.

Auf "nein!" und "hör’ auf!" reagiert es wenig. Böse angucken und dabei Luftholen
interessiert ihn noch weniger. Wie können wir unserem Pferd diese dominante und unerzogenes Verhalten abgewöhnen? Ich würde mich auf eine Antwort freuen.

Antwort:
Sie haben schon einiges richtig gemacht, um sich schrittweise der Ursache zu nähern („ Weiche Bürsten haben wir ausprobiert sowie einen Standortwechsel. Auf nein und hör’ auf reagiert es wenig. Böse angucken und dabei Luftholen interessiert ihn noch weniger“). So hätte ich auch angefangen. Allerdings sind Sie zu keinem Ergebnis gekommen.

Da Ihr Pferd „einen freundlichen Grundcharakter“ hat und ansonsten keine Probleme macht, kommt zunächst eines in Betracht: es handelt sich um angelerntes Verhalten – eine Konditionierung, mit dem das Pferd seinerseits bei Menschen allerdings eine Reaktioin hervorruft: Es bewegt Sie. Das heißt: es führt. Auf Dauer könnte das dazu führen, dass Ihr Pferd auch in anderen Bereichen anfängt, Sie zu bewegen.

Die „Gegenkonditionierung“, einfach gesagt, bestünde darin, dem Pferd sein Verhalten unangenehm zu machen. Das ist am Anbindebalken allerdings nicht so leicht, weil es am besten wäre, dem Pferd, sobald es sich so verhält, einen leichten, aber deutlichen Ruck am Halfter zu geben zu geben. Da das Anbindenseil aber wahrscheinlich recht kurz ist, würde das Pferd, wenn es reagiert, instinktiv den Kopf heben und am zu kurzen Seil hängen bleiben. Also machen Sie das Anbindeseil etwas länger, und hängen Sie einen zweiten Strick (ohne Panikhaken) dran, an dem Sie umgehend rucken können. Damit ich nicht falsch verstanden werde: Es geht nicht darum, dem Pferd Schmerzen zu verursachen! Sondern darum, dem Pferd ein deutliches Signal, eine Antwort zu geben, so dass es weiß, dass sein Versuch, Sie zu bewegen, wieder – umgekehrt – dazu geführt hat, dass es (emotional) bewegt wurde. Möglicherweise, wenn auch eher unwahrscheinlich, ist es aber auch nur eine isolierte, angelernte, stereotype Handlung ohne zukünftige Folgen. In diesem Fall würde ich mich bemühen, das Verhalten konsequent zu ignorieren und auch anderen dieses Verhalten bei Ihrem Pferd nahe legen (denn sonst schafft es ja doch, andere zu bewegen). Drittens (vielleicht sogar erstens) hat das Pferd Probleme mit der Enge des Angebundenseins. Dieses Problem ist möglicherweise mit den oben ausgeführten Themen verknüpft (daraufhin hate es sein Verhalten gelernt). Da es sich sonst gut verhält, würde ich nochmals Platzwechsel ausprobieren (nicht mit dem Kopf zu einer Wand, in der Nähe anderer Pferde etc.; da müssen Sie kreativ sein). Ein Pferd, das plötzlich Probleme am Anbindebalken machte, habe ich (kurioserweise) damit kuriert, dass ich seinen Anbindestrick durch seinen eigenen (fremde gehen aber alternativ auch) Pferdeapfel gezogen habe! Der vertraute Geruch schien ihn beruhigt zu haben, und das Problem war dauerhaft gelöst. Mit herzlichen Grüßen, und ansonsten noch viel Freude mit Ihrem PferdHeinz Welz

 



Angelegte Ohren, Zwicken und Zähneknirschen

FRAGE:

Hallo,
habe gestern von einer Freundin ihr Buch"Pferdeflüstern kann jeder
lernen" bekommen.Habe schon einige Seiten gelesen, SUPER..Trotz allem habe ich eine Frage, die mir sehr am Herzen liegt. Habe vor einem Jahr einen Andalusierwallach gekauft. Dieser stand vorher neben Kühe im Stall angebunden. Als ich ihn kaufte war ich von diesem Pferd so fasziniert, dass mir nicht aufgefallen war, dass er extrem die Ohren anlegte. Ich komme im Stall rein und er hat die Ohren wie auf "Angriff" stehen. Anfangs hatte ich riesen Respekt davor, doch jetzt ignoriere ich sein Verhalten. Warum macht er das? Er schlägt nicht, er beisst nicht, er dreht mir auch nicht den Hintern zu. Auf der Weide läuft er mit seiner Nase an meinem Rücken mir hinterher. Er kommt beim Ruf sofort angaloppiert und bleibt vor mir stehen. Bekomme ich das weg?

Was er
wohl macht er versucht ab und zu zu "knippen" und ich weiss nicht wie ich das deuten soll, er dreht dann auch sofort den Kopf weg wenn er das gemacht hat. Und er knirscht verdammt oft mit den Zähnen- was ist das? Ist er verstört? Er ist nicht alleine, wir haben noch einen Andalusier. Mir bedeutet dieses Pferd sehr viel, darum bitte ich sie, mir zu helfen.

Antwort:
Diagnosen oder gar Anleitungen aus der Ferne sind immer schwer bis unmöglich. In Ihrem Beispiel will ich es aber dennoch versuchen.

Angelegte Ohren sind immer Anlaß für Mißverständnisse. Die meisten Menschen verknüpfen damit Angriffslust oder Aggression des Pferdes. Wirkliche Angriffslust liegt allerdings nur dann vor, wenn die Ohren des Pferdes ganz eng am Kopf anliegen wie etwa bei diesem Cutting-Pferd. Ehe es aber tatsächlich attackiert, werden sich seine Augen verkleinern, die Nüstern werden eng und hochgezogen und auch die Maulpartie ist gespannt.

Grundsätzlich signalisiert die Position der Ohren den emotionalen Zustand des Pferdes. Je weiter die Ohren nach hinten stehen, desto emotionalisierter ist das Pferd. Ob es sich dabei um eine beginnende Aggression handelt, kann nur der Zusammenhang erklären: Augen, Halshaltung, Bewegungen.


Ansonsten bedeuten zurückgelegte Ohren, dass das Pferd emotional in Bewegung geraten ist. Das kann also auch Freude bedeuten, wenn die Ohren nicht schon fast am Mähnenkamm anliegen. In dem Zusammenhang, wie Sie ihn schildern, scheint es sich mir eher um eine positive Emotion Ihnen gegenüber (oder Menschen generell gegenüber) zu handeln.

„Knippen“ oder leichtes Zwicken wird ebenfalls oft mißverstanden. Verspielte, lermbereite, neugierige, intelligente Pferde tun das gerne. Das ist also ganz o.k., wenn es sich nicht um Beißen handelt. Wenn diese Art Pferde allerdings Langeweile bekommen und nicht erzogen sind, kann sich dieses Verhalten auch zur Unart entwickeln, aber auch nur dann.

Zähneknirschen ist psychologisch, wie bei uns Menschen, etwa so einzuordnen: „Ich tu hier etwas, was ich nur ungern tue! Ich akzeptiere es zähneknirschend.“ Aber auch da ist der Kontext zu betrachten: Wenn’s dem Pferd in dieser Situation ansonsten gut geht, liegt ein anderer Grund vor. Als erstes würde ich einen Pferdedentisten fragen, ob irgend etwas an den Zähnen zu korrigieren ist.

Aus meiner (fernen) Wahrnehmung ist das Pferd mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit also o.k.

Herzliche Grüße
Heinz



Ich habe keinen Roundpen - was nun?

FRAGE:

Lieber Heinz,

bei uns im Stall gibt es keinen Roundpen. Bei Deinem Seminar haben wir eine simple Lösung aus Sprungelementen gesehen. Wie muss der gebaut sein? Viele Grüße
IngeAntwort:

Grundsätzlich gilt für den Aufbau eines Roundpens (RP), der wieder abgebaut werden kann: Sprungelemente tun's auch, oder einfach Weidezaunstangen, um die Du Flatterbänder wickelst. Der RP sollte dann allerdings - wenn leichte Flatterbänder verwendet werden – unbedingt (!!) in einer umzäunten Umgebung stehen, weil Pferde ja doch raus könnten. Also: Halle, Aussenplatz, Paddock oder Weide benutzen. Möglich ist auch die Kombination aus Rasengittersteinen (sechs Stück, halbieren lassen) und Vierkanthölzern aus dem Baumarkt. Die Maße der Hölzer richten sich nach den Löchergrößen in den Rasengittersteinen. Dann steckst Du die Hölzer aufrecht in die Steinen, sdie schwer genbug sind, die Konstruktion zu halten und wickelst auch hier Flatterband herum. So ein RP kann leicht auf- und abgebaut werden. Die Höhe der Stangen und damit der Begrenzung hängt idealerweise von der Größe des Pferdes ab. Das Pferd sollte seinen Kopf nicht leicht drüber bekommen, denn dann fühlt es sich im Zweifelsfall animiert zu fliehen. Unsere RP-Höhe beträgt etwa 160 cm. Wichtiger ist eher die Anzahl der Flatterband-Reihen (bei uns 3; bei Ponys unten eine mehr).

Herzliche Grüße
Heinz



Westernstall-Roundpen mit hohen Wänden

FRAGE:

Liebe Sabine, lieber Heinz,

bei mir hat sich ein spezielles Problem ergeben. Ich habe Tizian umgestellt. Auf dem neuen Hof gibt es nur einen vollkommen geschlossenen, sehr hohen Roundpen. Ich habe mit meinem knapp 2jährigen schon darin gearbeitet, aber er lauscht nur auf die Geräusche, die von außen kommen und kann sich nur ganz kurz auf mich konzentrieren. Was ratet ihr mir? Viele Grüße
Gerti Antwort:

Liebe Gerti,

Tizians Verhalten ist normal am Anfang. Ich habe früher fast immer nur in solchen (Western-) Roundpens gearbeitet und die gleichen Reaktionen der Pferde erlebt. Mein heute 14jähriger Zan ist als Absetzer (!!) sogar mal über die zwei Meter hohe Wand gesprungen, als ich ihn nur für eine Minute da drin alleine gelassen hatte. Diese Hochsicherheitstrakte brauchen Pferde eigentlich nicht, sie sind vielleicht Tradition, aber auch Ausdruck der Unsicherheit von Menschen Pferden gegenüber. Wenn ein solcher RP aber schon einmal da ist, muss man Pferde erst einmal daran gewöhnen. Also: Führ ihn zunächst im RP herum, streichle ihn, vielleicht fütterst Du ihn sogar (nicht aus der Hand; Schüssel mit Futter auf den Boden stellen). Kurz: Lass’ ihn den RP als angenehmen Platz empfinden. Wenn Du mit der Bewegung beginnst, dann mach’ nur ganz wenig. Lass’ ihn oft zu Dir kommen. Erst wenn er sich akklimatisiert hat, kannst Du mit der richtigen RP-Arbeit beginnen. Wenn er sich auf draußen konzentriert, dann schau, ob Du Deine Energie steigern kannst, oihne dass er Anstalten macht, über die Wand zu hüpfen. Wenn er anfängt, mit der Schulter z.B. gegen die wand zu drängeln und mit den Vorderhupfen dagegenschlägt, ist das ein Zeichen. Dann reduziere die Energie und lass’ ihn wieder zu Dir hereinkommen. Mit der Zeit wird er sich daran gewöhnen. Überstürze nur nichts. Wiederum gilt auch hier: Weniger ist mehr. Grundsätzlich gilt für den Aufbau eines Roundpens, der wieder abgebaut werden kann: Sprungelemente tun's auch. Wenn’s die bei Euch nicht gibt, brauchst Du eine andere Lösung. Hast Du eine Halle oder einen umzäunten Reitplatz? Wenn nicht: Der RP sollte - wenn leichte Flatterbänder verwendet werden – unbedingt in einer umzäunten Umgebung stehen, weil Pferde ja doch raus könnten. Die Höhe der Begrenzung hängt idealerweise von der Größe des Pferdes ab. Das Pferd sollte seinen Kopf nicht leicht drüber bekommen (Du erinnerst Dich?). Unsere RP-Höhe beträgt etwa 160 cm. Wichtiger ist eher die Anzahl der Flatterband-Reihen (bei uns 3; bei Ponys unten eine mehr).

Herzliche Grüße
Heinz



Kann man statt Roundpen auch eine Halle benutzen?

FRAGE:

Hallo!
Ich habe ihr Buch "Pferdeflüstern kann jeder lernen" gelesen und war beindruckt. Aber eine Frage habe ich Kann man anstatt den Round Pen auch die Reithalle beim Arbeiten nehmen?Tschüß!
JasminAntwort:Liebe Jasmin,
Einen Round Pen (RP) brauchst Du am Anfang des Erziehungs- und Ausbildungsprozesses auf jeden Fall. Das Rund hilft uns, Pferde ihrer natürlichen Anlage entsprechend auszubilden. Sie sind Fluchttiere, und wir gestatten ihnen im RP wegzulaufen. Das hat große Wirkung. Außerdem können sie ihren Kopf nicht in die Ecke stecken und uns ihren stärksten Körperteil zuwenden. Ein RP sollte den Durchmesser von ca. 15-16 Meter haben. Wenn der Ausbildungsprozeß für Mensch und Pferd im RP abgeschlossen ist, sollte man einen größeren Raum nehemen - z.B. eine halbe Reithalle oder den Reitplatz. Die Ecken sollten anfangs noch entschärft werden durch Flatterband. Wenn die Ausbildung auch hier erfolgreich war, kannst Du die Bänder wegnehmen und erstmals im Viereck arbeiten. Dann bist Du und das Pferd soweit, auch in einer großen Halle zu arbeiten.Dabei ist auf so vieles zu achten, was die allermeisten Menschen nicht wissen und gut geübt werden muß. Denk daran: Es geht beim Joining nicht darum, Pferde einfach zu jagen, sondern es ist ein hochqualifiziertes "Gespräch".

Heinz



Wann kann man mit Pferden im Round Pen anfangen?

FRAGE: Hallo Heinz,

mich interessiert, wie alt (jung) das Pferd sein sollte. Wir haben ein wunderhübsches nettes Fohlen am Stall. Sie ist wirklich lieb, aber sie hat kein anderes Fohlen und langweilt sich manchmal. Ich habe natürlich schon so manches uneingezäuntes "mini-joining" gemacht, wie wir es im Kurs gelernt haben, z.b., wenn sie beim Halfter anziehen nicht dableiben wollte, dann hab ich mich nur weggedreht und sie kam wieder usw.

Nun wollte ich eben wissen, wann ich da eigentlich im roundpen anfangen könnte.

Bis bald
Angela
Antwort:

Liebe Angela,

ab Absetzeralter kann man im RP beginnen. Natürlich nur sehr dezent. (Parallel dazu sollte – auf der Basis von Streicheln – die Halfterführigkeit trainiert werden. Allerdings noch ohne Hinterhand- oder Vorhandwendungen. Nur stehen, gehen, anhalten, ausweichen. Und klare Grenzen setzen, wenn das Fohlen uns testet.)

Die Faustregel für den RP lautet grundsätzlich: Je jünger das Pferd, desto erfahrener sollte der Mensch sein. Das gilt vor allem dann, wenn es Probleme gibt. Wie bei allem kann man hier eben einiges falsch machen, und das “sitzt“ dann erst einmal, und muss später möglicherweise wieder aufwendig korrigiert werden.

Deshalb: Dezent beginnen, also wenig verlangen. Also: Kein Ehrgeiz. Im Grunde machst Du es ja schon richtig – so wie Du es beschreibst. Die Gangarten sollten aber erst ab dem 2. Lebensjahr etabliert werden (also richtige „Arbeit“).

Natürlich kannst Du ein aufmüpfiges Fohlen, wenn Du mit ihm im RP spazieren gehst, wegschicken. Dann aber wieder einladen und kommen lassen.

Oberste Regel lautet: der Bodyguard des Pferdes werden. OK? Sonst melde Dich einfach.

Herzliche Grüße
Heinz



Warum werden wir gemobbt, wenn wir im Roundpen arbeiten?

FRAGE:

Lieber Heinz, liebe Sabine!

ich weiß ja nicht, ob ihr euch noch an uns erinnert? Wir waren die dauerhaft kichernden, unter eurem Fenster zeltenden und morgens Tütensuppen trinkenden zwei Mädels! Wir wollten immer wieder einen Brief schreiben und haben es dann doch vergessen! Aber der Brief wird folgen, verlasst euch drauf, aber das soll keine Drohung sein! Leider ist vieles anders gekommen als ich dachte, auf meinem Hof wurden meine euphorischen Erzählungen zu einer der schönsten Zeiten meines Lebens, nämlich eures Seminars, nur mit den Worten "Das ist keine Dressurreíterei, sondern Humbug" abgespeist, und meine Bemühungen ihnen klar zu machen, dass man eine Beziehung zu seinem Pferd braucht, und dass man lernen sollte es zu verstehen wurden schon im Keim erstickt!

Da wir keine Roundpen besitzen, teilte ich abends heimlich den Platz mit einem Seil ab, immer mit einem Bein zum Sprung bereit, falls doch die Besitzer auftauchen würden! Ich begann mit der Arbeit und dem Joining, welches auch sehr gut klappte, doch ich merkte bald, dass wenn ich dem Pferd zuhörte und es sanft zurechtwies, und der nächste wieder mit der Gerte wie ein blöder draufschlug, es das Pferd doch verwirrte! Und es ist sehr traurig zu merken, dass ich sehr schnell wieder in alte Verhaltensmuster rutsche und eure Theorien manchmal in den Hintergrund treten.

Ich weiß genau, ich muss etwas ändern, doch solange ich alle auf dem Hof gegen mich habe, wird das sehr schwierig! Dennoch bin ich euch für alles ewig dankbar, und sobald unsere Geldbeutel wieder gefüllt sind, werden wir euch wieder besuchen!!!Macht es gut! Eure zwei Mädels
Kristin und LeonieAntwort:

Liebe Leser dieses Briefs, Leonies Erfahrungen sind - leider - nicht ungewöhnlich oder selten. Sehr viele Menschen, die mit Pferden umgehen, nennen sich "Pferdefreunde", gar "Pferdeliebhaber", aber sie sind das Gegenteil. Im Grunde nutzen sie ihr Pferd nur als Sportgerät oder Freizeitknecht. Unter dem Deckmäntelchen der Tierliebe missbrauchen sie ihr Pferd. Manchmal sogar mit unverholener Begeisterung.

Solchen Menschen sind junge Frauen wie Kristin und Leonie ein Dorn im Auge. Wenn sie deren anderen Umgang sehen, nagt das schlechte Gewissen an ihnen. Denn möglicherweise haben sie ja tatsächlich einmal als Pferdefreunde begonnen. Aber ihr Weg hat sie weggeführt. Um sich nicht selbst schmerzliche – selbstkritische - Fragen stellen zu müssen, warum sie so oder so mit ihren Pferden umgehen, beschimpfen sie den anderen, machen ihn runter. Dass es sich dabei um ganz armselige Figuren handelt, ist jungen, sensiblen und fröhlichen Mädchen wie Kristin und Leonie zwar klar. Aber die Macht des Drucks, der Unterstellungen, der Beschimpfungen - auch wenn sie aus Dummheit herrühren, ist für junge Menschen zu groß, um sich dagegen zur Wehr zur setzen. Gegen diese Form der geistigen Umweltverschmutzung unreifer Pöbeler hilft nur eines: im Stillen weitermachen, weiterlernen, nicht viel drüber reden - auch wenn die Begeisterung nach einem solchen Kurs groß ist. Liebe Kristin, liebe Leonie, macht Euch keine Sorgen, denn Ihr habt Recht: "Dressurreiten" ohne wirkliche Beziehung zum Pferd, ist Abrichtungsreiten, und die Gerte als Waffe ist nicht weit. Ihr habt gelernt, Pferde nur mit Gedanken zu lenken, lasst Euch von Abrichtern nicht abstrafen.Macht weiter "Euer Ding". Betrachtet Pferde auch weiterhin mit 'neuen' Augen, achtet sie weiterhin als hochsensible, feinfühlige Wesen. Kommt mit ihnen, wann immer es geht, ins feinfühlige Gespräch. "Du musst Dein Pferd fühlen lernen!" Diese Forderung durchzieht alle Reitlehren. Nur steht nirgendwo drin, wie das geht. Ihr, Leonie und Kristin, habt's gelernt! Die, die Euch belästigen, sind sehr neidisch auf Euch, denn - wie Ihr schon im Seminar gelernt habt - Pferde fühlen zu lernen, das bedeutet auch: seinen eigenen Gefühlen näher zu kommen. Und das fürchten unreife Menschen mehr als der Teufel das Weihwasser. Wenn die Leute wieder kommen und quatschen, dann setzt Eure "Waffen" ein: Euer herzliches, fröhliches Lachen. Ihr sollt sie nicht auslachen, diese armen Seelen, sondern anlachen - und Euch danach wieder frei lachen. Und macht Euch - wenn's geht - auf die Suche nach einer anderen Umgebung für Euer Hobby. Manchmal geht's ganz schnell, und man wundert sich, nicht früher drauf gekommen zu sein.Ich lade Euch ein, kostenlos an einem der nächsten Kurse teilzunehmen, damit Euer Frust verfliegt. Dann braucht Ihr nicht zu warten, bis Eure "Geldbeutel wieder gefüllt sind". Meldet Euch per mail bei uns direkt. Wir freuen uns auf Euer Lachen!

Liebe Grüße
Heinz und Sabine


Sozialunverträglicher Isländer attackiert andere Pferde.

FRAGE:

Bei uns am Stall hat ein Pferd ein Problem und ich glaube wirklich behaupten zu können, daß das Pferd ein Problem hat und nicht wir Menschen. ;-) Menschen gegenüber verhält sich das Pferd zwar etwas unerzogen, aber vollkommen im Rahmen und lieb.

Das Problem tritt eher in der Herde auf. Es ist eine Herde von 5 Islandwallachen, die sich alle seit min. 2, max. 6 Jahren kennen und zusammen stehen.

Stjarni (13 Jahre) ist, meiner Empfindung nach, nicht "sozialverträglich". Er ist absolut futterneidisch und fängt sofort an, auf die anderen los zu gehen, sobald es um Futter oder Aufmerksamkeit von Menschen geht (o.k. ist eventuell noch relativ normal). Was mir viel mehr Sorgen bereitet, ist, dass Stjarni auch aus heiterem Himmel und ohne ersichtlichen Grund auf die anderen los geht.

Dann stehen alle Pferde dösend auf dem Paddock, und plötzlich schießt er auf einen der anderen los, diese "Attacken" sind kurz aber heftig. Sobald das andere Pferd reagiert und weggeht ist alles in Ordnung. Dabei macht Stjarni keinen Unterschied zwischen Herdenchef und rangniedrigstem Tier.

Außerdem kann man beobachten, dass er "nicht in der Herde ist". Wenn die Pferde auf der Wiese grasen, stehen normalerweise alle in einer Ecke, nur Stjarni steht immer woanders. Auch sonst ist er viel alleine unterwegs, sei es beim dösen, futtern etc. Oft haben wir das Gefühl, dass er Menschen wesentlich besser findet als andere Pferde.

Ich hatte schon die Vermutung, dass er "alleine und hinterm Haus" aufgewachsen ist, also eventuell nur mit seiner Mutter und mit vielen Menschen.

Was können wir tun um ihm und auch den anderen Pferden zu helfen?



Antwort:

Das ist eine schwierige Frage, die Du da stellst, zumindest was die Ursache betrifft. Die andere Frage ist, wie man damit umgehen kann. Nun habe ich mir kein genaues Bild machen können, weil ich ja nur aus der Ferne berichtet bekomme. Doch soweit ich Dich verstehe, ist Stjarnis Verhalten nur sehr auffällig, oft unangenehm, aber nicht gefährlich. Denn Du berichtest nichts von Verletzungen: „ Sobald das andere Pferd reagiert und weggeht ist alles in Ordnung“.

So gesehen, würde ich nichts ändern, nur dafür sorgen, dass die anderen Pferde genügend Ausweichabstand haben.
Interessant (wenn auch nicht unbedingt notwendig) wären zwei Experimente:

(a) wie sich Stjarni verhält, wenn er allein gestellt wird – in den ersten Stunden, und dann nach Tagen. Und, je nachdem, wie, wenn er wieder in die Herde integriert wird. (b) wie sich Stjarni verhält, wenn er mit nur einem Pferd zusammengestellt wird. Hier müssten die Situationen natürlich längere Zeit beobachtet werden. Auch wenn Du meinst, dass es sich um kein Menschthema handelt, so wäre dennoch zu fragen, ob und was Stjarni vom Verhalten seines Besitzers widerspiegelt. Möglicherweise braucht es dazu den Blick eines Fachmenschen. Für mich ist es jedenfalls verblüffend zu sehen, in wie vielen Fällen dieses „Spiegelphänomen“ auftritt – vor allem dann, wenn keine „normalen“ Ursachen zu finden sind.



Meine Stute geht durch

FRAGE: Hallo Heinz,
ich hab schon einiges mit meiner stute gemacht, z.b. die roundpenarbeit. es hat mir insofern geholfen, dass ich wieder mit meinem pferd kurze strecken im schritt ausreiten konnte (allein).

Wir haben in etwa 8 jahren eine sehr enge beziehung zueinander aufbauen können. vom boden aus vertraut sie mir absolut. (Wir spielen oft und machen etwas zirzensik).

Probleme gibt es im sattel wenn wir ausreiten. das war schon immer so. sie neigt sehr stark dazu durchzugehen. wie heute auch. sie entzog sich ganz und gar meiner hilfen und rannte im gestreckten galopp zu zwei reitern denen ich folgen wollte. es war gefährlich da der weg leicht befahren ist, links und rechts häuser und zäune begrenzungen darstellen (ich könnte also keine wendung reiten) und zudem mit betonpklatten ausgestattet ist.

glücklicherweise bin ich oben geblieben. ein auto und die pferde bildeten eine grenze für mein pferdchen. puhh...trotz schlotternder beine entschied ich mich sitzen zu bleiben und den ausritt mit den anderen beiden fortzusetzen. ich blieb also konseqent und machte keinen rückzieher wie schon so manches mal, wenn es probleme gab.

das ging recht gut. wir ritten nur schritt. ich hatte den eindruck meine stute suchte den halt und die sicherheit bei den anderen pferden. aber nicht bei mir.

wie kann ich auf dieses problem bezogen mit ihr weiterarbeiten? was kann ich noch tun? hast du tipps?

ich würde vielleicht noch erwähnen, dass meine stute tara eine taffe dame und leitstute auf der koppel ist.

Antwort:

Du schilderst ein grundsätzliches und schwerwiegendes Problem, das man nicht mit ein paar Tipps per Mail lösen kann. Oder glaubst Du, Du könntest mithilfe einer Mail lernen, die Lenkung und die Bremse eines Autos zu reparieren? Bei Pferden ist es ja sogar noch komplizierter als bei einem mechanischen Gerät.

Die Vorbereitungen im Roundpen helfen u.a., dass ein Pferd lernt, selbständig unterm Sattel weder Gangart noch Richtung zu wechseln und auch nicht weiter zu laufen als der Reiter es will (und natürlich auch nicht kürzer). Daas ist das Mindestziel, das Pfgerde im RP erreichen sollten. Und es zugleich eine menge – aus der Perspektive der Sicherheit betrachtet. Das, was man in meinem Aufbaukurs lernt, ist u.a., dass Pferde jeglichem Gefühl, das Mernschen ihnen vermitteln, z.B. mit Schenkel und Zügel, folgsam weichen. Dass sie weder davor fliehen noch dagegen gehen. Das nennt man auch Durchlässigkeit. Beide Grundlagen vermittele ich ja nicht nur in Seminaren, sondern auch in den beiden Büchern. Der letzte Schritt fehlt allerdings noch als Buch, wird aber im Reitkurs (RK) vermittelt: dass Pferde all das, was in den beiden Bodenkursen gelehrt wurde, auch unterm Sattel vollführen. Wichtiger noch: dass Menschen lernen, wie sie es ihren Pferden beibringen können. Im Zentrum steht da zunächst die Zügelführung (i.R. mit Knotenhalfter), um Pferden Stellung und Biegung zu vermitteln – zunächst allerdings völlig anders als im herkömmlichen Drerssurreiten. Dazu kommt der richtige Einsatz der Schenkel an drei unterschiedlichen Positionen – und das alles in harmonischem und vor allem: wirkungsvollen Zusammenspiel. Alles, was ich im RK vermittele, dient in erster Linie der Sicherheit. Du siehst, allein die Beschreibung dessen, was zu lernen ist, nimmt eine ganze Mail in Anspruch. Der Inhalt umfasst mindestens eine Broschüre. So lange die nicht da ist, bleibt mir nichts anderes als Dich auf unsere RK hinzuweisen. Der bislan einzige findet Ostern bei uns statt. Einen weiteren gibt es später im Jahr, allerdings in Andalusien.

Weitere Infos findest Du unter Termine auf unserer Homepage.




Wie findet man einen guten Reitstall?

FRAGE:
Ich möchte wieder anfangen zu reiten nach dem 1. Schulhalbjahr, wenn ich meine Noten verbessert habe, weiß aber nicht wie. Wie findet man einen guten Reiterhof?

Antwort:

Liebe Freda,
einen guten Reiterhof zu finden, ist – ehrlich gesagt – nicht einfach. Vielerorts gehen Menschen noch mit Pferden allzu brutal um, haben wenig Ahnung von Pferdeerziehung und benutzen Pferde nur.

Besuch’ so viele Reitställe wie möglich (wie es die Schule zulässt) und mach Dir ein eigenes Bild. Wenn Du auf den Hof kommst, dann schau, ob die Pferde in Boxen stehen (eher schlecht), auf Paddocks (schon besser) oder auf der Weide (bei Pferden am beliebtesten). Wenn Pferde nur im Winter z.B. nachts oder im heißen Sommer (wegen der Fliegen) tagsüber in der Box stehen, so ist das in Ordnung. Boxen mit angeschlossenem Paddockauslauf sind in Mode. Wenn sie allerdings nur Rechtfertigung dafür sind, Pferde nicht auf die Weide stellen zu müssen, ist auch das fragwürdig und nur ein bisschen besser als die Box.

Auf der Weide sollte Pferde sommers wie winters Unterstellmöglichkeiten haben.Hör genau hin auf den Ton, der auf dem Hof herrscht: Wird viel rumgebrüllt, dann kannst Du Dich fast schon verabschieden. Wird viel gelacht (nicht über die Fehler von anderen, sondern aus Freude): schon besser!

Erklärt man Dir auf Fragen genau, was Du wissen möchtest – klasse! Brummelt man nur rum, dann frag Dich, ob diese Leute tatsächlich fähig (oder bereit) sind, mit Lebewesen gut umzugehen – egal ob mit Mensch oder Pferd.Nächste Abteilung: der Putzplatz. Werden Pferde hier freundlich gepflegt oder nur mit groben Bürstenstrichen auf ihre Arbeit vorbereitet?

Legt man mehr Wert auf Lack oder Liebe? Auch hier macht der Ton die Musik. Beispielsweise wenn Pferde die Hufe nicht gut geben oder nicht richtig still stehen: wird dann gebrüllt oder erzogen?

Soll das Pferd lernen, die Hufe zu geben oder soll es den Menschen fürchten lernen, wenn es die Hufe weiterhin nicht richtig gibt?

Reitplatz oder Halle: Beim Reitunterricht schau und hör hin, ob Du jetzt gerne dabei wärst. Werden die Reitschüler freundlich und verständlich unterrichtet? Beziehen die Korrekturen des Reiters auch die Perspektive des Pferds mit ein? Oder wird der Reiter auf Kosten seines Pferdes getrimmt? Muss das Pferd also zum Hundertsten Mal umsetzen, was der Reiter 99 Mal nicht verstanden oder der Reitlehrer nicht eindeutig erklärt hat?

Auch hier gilt wieder: Der Ton macht die Musik. Wird gebrüllt, weil der Reitlehrer keine besseren Erklärungen hat? (Achtung: Manchmal muss der Reitlehrer laut werden, weil sie/er rein akustisch nicht gehört wird – denn  Sättel können quietschen, Pferde wiehern oder der Bauer gerade mit seinem Traktor den Reitplatz umkurven). Geht der Reitlehrer auch einmal auf einzelne Reiter ein: spricht sie persönlich an, korrigiert vielleicht per Hand eine falsche Schenkelposition, unterstützt durch seine eigene Körpersprache das, was er seinen Schülern vermitteln möchte?

Ganz wichtig sind natürlich gut ernährte, gepflegte und vor allem sichere (weil gut ausgebildete) Pferde. Buckelnde, steigende oder durchgehende Pferde gehören nicht in die Hand von Reitschülern. Hilfszügel, wie etwa Ausbindezügel, gehören auch nicht in den Reitunterricht. Ausnahme: In der Anfangsphase (nach dem Longenunterricht), wenn der Reiter sich ausschließlich auf seinen Sitz konzentrieren soll.

Ein angemessener Preis kann in einem guten Reitstall auch ein hoher Preis pro Reitstunde bedeuten, wenn die Schulpferde und der/die Reitlehrer gut sind. Leider fehlt es allzu oft an beidem. Man sollte sich also nicht von einem anscheinend günstigen Preis blenden lassen (auch wenn das im Einzelfall durchaus auch guten Unterricht beinhalten kann).

Es gibt einen alten Grundsatz, der auch heute noch gilt: für den Anfänger das am besten ausgebildete (auf jeden Fall: das am besten erzogene) Pferd. Doch diese Pferde sind eher rar und somit teuer. Und das muss sich auch auf den Reitunterricht niederschlagen. Klar ist auch, dass sich in kleineren Gruppen besser lernen lässt als in zu großen. 5 bis 6 Pferde sollten das Maximum sein.

Gruppenunterricht ist nicht immer schlechter als Einzelunterricht, denn er bietet Gelegenheit, das vom Reitlehrer Erklärte eine kurze Zeit für sich selbst zu üben, während sich der Reitlehrer mit einem anderen Schüler
beschäftigt.

Reiterstübchen/Kasino: Von manchen auch „Lästerhöhle“ genannt. Wenn es hier mehr um Klatsch und Tratsch (oder schlimmer noch: dass Niedermachen von Menschen und Pferden) und die letzten Modetrends geht, sollte das nicht der Ort Deiner Wahl sein.

Ausreitgelände: Irgendwann sollte man auch ausreiten, statt immer nur auf dem Reitplatz Kringel zu reiten. Deswegen ist die Lage des Reitstalles auch nicht unwichtig. Als Anfänger kannst Du die Frage zunächst vielleicht vernachlässigen. Später sollte sie aber Bedeutung haben. Wie geht es den Pferden, die immer nur die Begrenzungen von Boxenwänden oder Reitbahnen sehen?

Summa Summarum: Am Ende sollte Dein Gefühl entscheiden - „Fühle ich mich hier wohl?“ Wenn Du unsicher bist, geh’ noch ein paar Mal hin und lass die Atmosphäre weiter auf Dich wirken. Irgendwann wirst Du Deine Entscheidung treffen können.Ich wünsche Dir viel Freude mit Pferden und grüße Dich herzlich
Heinz Welz



Belohnung motiviert und erleichtert die Arbeit

FRAGE: Man hört so viel darüber, dass Pferde belohnt werden müssen. Die einen sagen: mit Worten; die anderen meinen, man solle Leckerli füttern. Was ist den nun richtig?

Antwort:
Eine Belohnung ist – nicht nur aus Sicht von Pferden - etwas, für das es sich lohnt, zu arbeiten. Umgekehrt ist es für jeden, der andere zur Arbeit ermuntern möchte, gut zu wissen: Belohnung bewirkt, dass gewünschtes Verhalten öfter auftritt. Belohnung motiviert also und erleichtert die Arbeit. Diese Erkenntnis gilt nicht nur für Reiter, sondern für Mütter, Väter, Lehrer und Chefs gleichermaßen – ob sie nun Kinder, Schüler, Mitarbeiter oder Pferde führen und anleiten.

Statt von Belohnung spricht man wissenschaftlich auch von „Verstärker“.

* Primäre Verstärker sind das, was man zum Überleben braucht – von der Nahrung bis zum Territorium. Auch Sozialkontakte gehören dazu.

* Sekundäre
Verstärker haben zunächst keine eigentliche Verstärkerfunktion, können aber als Objekt (z.B. Geld) oder Signal (Lob) mit primären Verstärkern assoziiert, also erlernt werden. Belohnung wird in der Lerntheorie noch mal unterteilt: in positive und negative Belohnung/Verstärkung.

* Bei der positiven Verstärkung wird etwas Angenehmes hinzugefügt: ein Lob oder eine Leckerei.

* Negative Verstärkung als Belohnung bedeutet: Der Chef nimmt Druck weg, er gibt seinem Angestellten frei, oder lässt ihn zumindest eine Pause machen.

Welche Form der Belohnung ist nun für Pferde die bessere? Monty Roberts sagt, dass Pferde von Natur aus „über ihren Teller laufen“. Das heißt: Sie sind von Natur aus sozusagen daran gewöhnt, sich selbst zu ‚belohnen’. Futter als Belohnung ist für sie also von der natürlichen Seite her nicht so bedeutungsvoll. Monty Roberts plädiert von daher eher für Belohnung durch negative Verstärkung, also: den Druck wegzunehmen.

Viele erfolgreiche Ausbilder füttern dennoch gerne Leckereien zur Belohnung. Das sind allerdings auch Fachleute, manche sogar Könner. Wer’s nicht kann, der läuft Gefahr, schnell einen Bittsteller heranzuziehen, der bald mehr Forderungen stellt, statt Leistung zu bringen.

Fakt ist: Wer nicht belohnt, strengt sich und andere unnötig an – gleich ob es sich um Pferde oder Mitarbeiter handelt. Die Ergebnisse werden immer schlechter. Er muss seine Anforderungen und den Druck, dies durchzusetzen, deshalb beständig erhöhen. Folge: Er erntet Frust, Flucht oder Widerstand. Wer nicht belohnt, der bezahlt einen hohen Preis dafür, am falschen Ende gespart zu haben.

Richtiges Belohnen gehört deshalb zu den effizientesten Führungsinstrumenten. Und Futter – richtig verteilt - ist als primärer Verstärker der Motivator für gewünschtes Verhalten bei Pferden. Doch Anfänger sollten aufpassen, ob sie ihr Pferd nicht eher verführen (wollen) statt es zu führen!

Herzliche Grüße
Heinz Welz



Hilfe, mein Pony "verarscht" mich

FRAGE:

Sehr geehrter Herr Welz,
mein Pflegepony heisst Sternchen und ist ungefähr 18 Jahre alt. Aber sie hat ein Problem, sie hat Angst vor dem Halfter und lässt sich nicht einfangen. Mich lässt sie noch nicht mal an sich ran im Moment

Am Freitag war Gewitter und danach war ich noch kurz bei Sternchen, ich brauchte ungefähr eine halbe Stunde um sie einzufangen, nach dem ich vom Ausritt wieder kam bin ich noch kurz gesprungen und sie hat nich abgeworfen und ist dann noch über mich rüber gelaufen, nach dem ich mich beruhigt hatte, beruhigte ich sie und stieg auf. Dazu muss noch sagen, dass sie keinen Sattel hat.

Der Sonntag war ok und konnte sie auch reiten ohne Probleme.

Am Montag war ich eine Stunde ungefähr da und dieses Pony liess mich dicht an sich ran dann haute sie ab und irgendwann war ich so sauer, dass ich das Halfter auf dem Boden warf und sie galoppierte davon.    

Können sie sich das erklären, dieses Pony verarscht mich doch oder?

PS: Bitte um Antwort!!!

Mit freundlichen Grüßen Nele
 


Antwort:

Liebe Nele ,
herzlichen Dank für Deine Mail.

Wie die meisten Pferdeleute hast Du wenig Ahnung von Pferden. Pferde „verarschen“ uns nicht. Das können nur Menschen. Und wenn: Wer ist denn der Dumme, wenn er sich „verarschen“ lässt? Sternchen zeigt Dir nur die Grenzen Deines Wissens auf, und die sind anscheinend gewaltig. Pferde sind nicht dumm, nicht stur, nicht zickig. Das sind nur die Menschen, die so reden. Wahrscheinlich bist Du noch jung und hast es nicht besser gelernt. Nun wäre es aber an der Zeit, das zu ändern. Sternchen hat mit ihren 18 Jahren wahrscheinlich sehr viele dumme, arrogante und respektlose Menschen kennen gelernt. Vielleicht sogar brutale Menschen. Dass sie sich so verhält, ist aus ihrer Sicht nur vernünftig, wenn auch nicht angenehm für Dich. Du müsstest lernen, wie Du es anstellst, dass Sternchen Dir vertraut. Aber das dauert eine Zeit und kann nicht per Mail erledigt werden. Schau Dir Menschen an, die liebevoll und respektvoll mit Pferden umgehen, lies Bücher und besuche Kurse, dann wirst Du verstehen, was ich hier schreibe. Herzliche Grüße und viel Glück und Freude auf Deinem Weg

Heinz Welz



Das Problem ist immer der Mensch

FRAGE:Sehr geehrter Herr Welz,

Vergangenen Sommer wurde ich zu einer Tinker Stute gerufen weil Sie gefaehrlich sein würde, Sie würde Beissen und treten. Da ich grössten Teils nach Roberts arbeite stellte sich schnell heraus dass Dass Pferd Komplett verunsichert war. Ich habe der Besitzerin erklaert wie das Pferd Sie sieht und wie wichtig es ist seine Mimik/Körpersprache zu beherrschen. Danach ging es Sprungweise bergauf und der Erfolg war innerhalb zweier Monate zu sehen. Doch letztens bekam ich eine E-mail von der Besitzerin das dass Pferd jetzt noch schlimmer geworden sei nachdem ich ihr nicht mehr beistand. Ich bin also noch ein Par mal hingegangen um dem Pferd zu helfen.

Jedesmal wenn ich mit dem Pferd zugange war, war nach abschluß alles wieder so wie es sein sollte. Auch die Besitzerin war dann in der Lage mit iherm Pferd um zu gehen wie es richtig ist. Mit Verstaendniss für dass Pferd.

Doch jetzt hat die Besitzerin aufgegeben und dass Pferd zum verkauf Frei gegeben. Als ich versuchte Monty Roberts mit dieser Fragestellung zu kontaktieren bekam ich eine Kommerzielle antwort zurück, ich solle doch nach Californien kommen mit dem Pferd, dann würde alles wieder Gut.

Sie können sich wahrscheinlich vorstellen das ich mit Dieser Antwort nichts an zu fangen weiss. Vielleicht hätten Sie einen Tipp für mich so dass ich vielleicht das nächste mal dem Pferd besser helfen kann.
Mit freundlichen Grüßen, R. T., Pferdetrainer (Niederlande)


Antwort:
Lieber Herr T.,
es ist immer schwer, aus der Ferne eine Diagnose zu stellen. Und erst recht, wenn drei daran beteiligt sind: das Pferd und zwei Menschen. Anscheinend haben Sie das Richtige getan.

Wahrscheinlich liegt das Problem bei der Besitzerin. Sie schreiben: "Jedes Mal wenn ich mit dem Pferd zugange war, war nach Abschluss alles wieder so wie es sein sollte. Auch die Besitzerin war dann in der Lage mit ihrem Pferd um zu gehen wie es richtig ist." Das erlebe ich oft: Wenn der Trainer weg ist, verfällt der Mensch (und bald auch das Pferd) wieder in alte Gewohnheiten.Mimik und Körpersprache sind wichtig, zu kennen. Aber sie sind Ausdruck von etwas, sie sind Ausdruck der Gedanken und der Gefühle des Menschen. Deshalb können sie nicht "gespielt" werden. Pferde merken das. Sie sehen den wirklichen Menschen dahinter und verhalten sich entsprechend. Deshalb achte ich in meiner Arbeit so sehr darauf, dass in erster Linie der Mensch wirklich etwas lernt. Das Pferd kommt erst danach. Die Frau braucht wahrscheinlich keinen Pferdetrainer - und sei er noch so gut. Sie hatten ja Erfolg. Sie braucht einen Menschentrainer, der ihr hilft, den wahren Ursachen ihres Problems auf die Spur zu kommen.

Das hören Menschen allerdings nicht gerne - weder die Pferdebesitzer selbst, noch die Trainer. Die Besitzer müssten sich ändern, auf sich selbst schauen, sich vielleicht sogar mit ihrer Psyche auseinandersetzen. Das fürchten die meisten, und deshalb geben sie lieber ihrem Pferd weiterhin die Schuld. Oder aber - wie hier - sie verkaufen das Pferd (oder lassen es sogar schlachten!). Beim nächsten Pferd stellt sich die Problematik dann bald wieder ein.Viele Trainer hören es aber auch nicht gerne, denn sie leben ja davon, dass Menschen mit ihren Pferden nicht klar kommen. Andererseits haben sie auch nicht gelernt, mit Menschen in diesem Sinne umzugehen und ihnen zu helfen. Deshalb leiden ja so viele Menschen und Pferde mit- und aneinander.

Vielleicht konnte ich Ihnen ein wenig helfen.
Mit herzlichen Grüßen
Heinz Welz



Probleme beim Longieren

FRAGE:
guten tag,

ich bin per zufall auf ihre seite gekommen. weil ich einen pferdeflüsterer suche der mir eine frage beantworten kann. ich habe eine haflingerstute 8jahre alt. beim reiten geht alles gut aber auf dem viereck beim longieren habe ich mühe. so 2, 3 runden gehen gut dann kehrt sie sich zur mitte kommt gegen mich zu und steigt oder bockt...! und wenn ich sie versuche wieder auf die volte hinaus zu bringen geht es kaum. könnten sie mir einen ratschlag geben warum fabiola dies machen könnte?!
besten dank gruss nicole d.

Antwort:

Liebe Nicole,

Longieren ist eine Kommunikation mit dem Pferd über direktes und indirektes Gefühl: Sie kommunizieren mit dem Pferd über die Longe und evtl. Longierpeitsche (direkt), aber auch Ihr Körper und Ihr Geist (Gedanken, Emotionen) bewegen das Pferd („indirektes Gefühl“).

Möglicherweise verändern Sie beim Longieren Ihre Position unmerklich (ein paar Zentimeter reichen) in den Raum des Pferdes hinein, so dass Sie das Pferd bremsen – auch wenn Sie fünf Meter von ihm entfernt sind.

Möglicherwiese geben Sie Ihrem Pferd mit der Longierpeitsche aber auch zuviel Energie an der falschen Körperstelle und das Pferd bockt deshalb oder dreht sich zu Ihnen rein. Vielleicht ziehen Sie unbewußt an der Longe, während Sie es hinten antreiben.

Das aus der Ferne zu beurteilen, ist unmöglich. Gehen Sie aber davon aus, dass Sie einen Fehler machen, und dass die unanangenehmen Reaktionen Ihrerer Stute nur verzweifelte bis ärgerliche Antworten auf unklare Menschenfragen sind.

Die Reaktion Ihrer Stute zeigt, dass sie sehr feinfühlig ist (auch wenn das den meisten Pferden nicht zugestanden wird – und Haflingern erst Recht nicht).
Um das Pferd auf die Volte zurück zu bringen, müssen Sie Ihre Energie (denken, fühlen, schauen, Spitze der Longierpeitsche) genau auf seine innere Schulter ausrichten. In meinen beiden Büchern ist das genau beschrieben, in den Seminaren wird es geübt.

Mit herzlichen Grüßen
Heinz Welz



Zweimal: Halftern und Trensen - mit Gefühl

1. FRAGE:

Sehr geehrter Herr Welz,

ich wende mich an Sie, da ich ein Problem mit meiner Hannoveraner-Stute habe und in diesem Zusammenhang von Ihren Seminaren gehört und gelesen habe.

Mein Problem mit ihr ist folgendes: Seit einiger Zeit lässt sie sich nicht mehr halftern und trensen, was darauf zurückzuführen ist, dass sie sich die Trense vom Kopf gerissen hat, als ich einen Moment nicht aufgepasst hatte.

Seitdem ist unser Verhältnis alles andere als gut. Sie hat so wenig Vertrauen zu mir, dass ich sie nicht einmal mehr am Kopf putzen (was sie eigentlich sehr gern mag) oder sie am Halfter führen kann.

Meine Frage an Sie wäre nun, was sie mir überhaupt raten würden, da ich nicht wirklich weiß, was ich noch unternehmen könnte.

Mit freundlichen Grüßen
Dörthe L.

1. Antwort: Systematisch umlernen


Liebe Dörthe,

das Problem scheint mir kein grosses zu sein. Ihr Pferd hat 'einfach' etwas gelernt, das es auch wieder verlernen kann. Da das Lernerlebnis Ihres Pferdes allerdings mit starken Emotionen verknüpft war, bedarf es eines besonders systematischen und gefühlvollen Vorgehens.

Diesen Prozeß hier zu schildern, würde zu weit führen. Die Systematik können Sie in meinem Buch "Entdecke den Horseman in Dir" nachlesen. Das richtige Gefühl muß möglicherweise aber unter Aufsicht entwickelt werden, zumal das Pferd sicherlich emotional reagieren wird (und ja bereits immer wieder emotional reagiert).

Die Inhalte dieses Buchs werden in unserem Aufbaukurs vermittelt. Dennoch empfehle ich Einsteigern immer den Grundkurs, weil es hier wesentlich um das Thema 'fühlen' geht. Ein Wort, das Pferdemenschen schnell im Mund haben, ihre Hände und ihre Beine sprechen aber eine andere Sprache.

Es grüßt Sie herzlich
Heinz Welz

2. FRAGE:

Guten Tag, Herr Welz!

Ich wende mich heute an Sie mit einer speziellen Frage; ich hoffe, Sie finden kurz Zeit, mir den einen oder anderen Tipp zu geben. Seit einigen Monaten reite ich in deinem Stall, wo auch eine achtjährige Pinto-Stute steht. Leider hat sie sehr schlechte Erfahrungen mit anderen Pferden gemacht (wurde bei einem Seminar über Nacht von den Pferden dort gehetzt und gebissen) und ist seitdem äußerst misstrauisch geworden.

Beim Reiten ist sie absolut super, das Problem ist eher, sie einzufangen. Mittlerweile lässt sie sich zwar anfassen, aber sobald man ihr das Halfter anlegen oder einen Führstrick um den Hals legen will, legt sie dir Ohren an und weicht aus. Da sie nach mir bereits einmal ausgeschlagen hat und ein anderes Mädchen in die Hand gebissen hat, habe ich leider mittlerweile vielleicht auch zu großen Respekt vor ihr, so dass ich dann meist aufgebe.

Wie gesagt, ohne Halfter in der Hand kann man sie wohl streicheln, und manchmal kommt sie sogar von selbst auf mich zu, legt dann aber trotzdem wieder die Ohren an, wenn man vorsichtig die Hand nach ihr ausstreckt. Ich würde ja gerne mehr Bodenarbeit mit ihr machen, aber dafür muss ich sie ja erstmal kriegen!

Ich würde so gerne gut mit ihr klarkommen, denn "Pepper" ist wirklich top ausgebildet und total lieb, kaum dass sie ein Halfter umhat. Ich wäre für Ihre Hilfe unendlich dankbar!

Mit freundlichen Grüßen,
Sandra P.


2. Antwort: Aus der Ferne streicheln


Liebe Sandra ,

aus der Ferne ist kaum gut zu urteilen, aber versuchen Sie folgendes: Streicheln Sie das Pferd eine Zeitlang aus der Ferne (Abstand: so nah Sie das Pferd heranlässt). Aus der Ferne streicheln, heißt: Sie stehen da und tun so, als streichelten Sie das Pferd tatsächlich. Legen Sie all Ihr Gefühl rein und seien Sie geduldig. Nähern Sie sich nur an, wenn das Pferd das zulässt – ohne aggressiv zu wirken. Nach ein paar Tagen, müssten Sie Anschluss gefunden haben. (Möglicherweise kommt Ihnen das komisch vor, aber wir haben damit schon ein paar Pferden das Leben retten können, die sonst erschossen worden wären).Wenn Sie beim Pferd stehen, streicheln Sie es ebenfalls ein paar Tage nur (und nur so lange das Pferd keine Zeichen von Widersetzlichkeit zeigt), und gehen Sie danach weg. Erst wenn Sie sicher sind, dass das Pferd wirklich Vertrauen gefasst hat, kommen Sie mit dem Halfter. Wiederholen Sie die ganze Prozedur mit Halfter aber erst einmal ganz von neuem. Wenn Sie mit dem Halfter in der Hand das Pferd ein paar Tage lang streicheln konnten, streicheln Sie es eine Zeitlang mit dem Halfter. Erst dann (wieder nach ein paar Tagen) legen Sie es ihm an. Es wird keine Probleme mehr bereiten.Teilen Sie mir bitte mit, ob es funktioniert hat. Und denken Sie daran: Oft dauert die Behebung eines Problems so lange, wie es gebraucht hat, zu entstehen.


Mit herzlichen Grüßen
Heinz Welz



Wie lange dauert ein seriöses Pferdetraining?

FRAGE:

Hallo Heinz und Sabine,
ist es möglich mit einem Pferd zu euch zu kommen. Wallach 11 jähr., 178cm groß und lieb im Umgang?

Was er leider gelernt hat ist das beenden von Arbeit. Er hebt sich raus und rennt wohin er will. Wird er daran gehindert, zum Beispiel durch Hilfszügel, ist es für den Reiter in gewissen Maß "auszuhalten".Ohne Hilfszügel ist es gefährlich. Von Reiten kann man nicht reden. Auch das allgemeine Handling ist auf sein gutdünken ausgelegt.

Seine Besitzerin ist ca. 156cm und Reitanfängerin. Nun ist die Situation im Moment sehr brenzlig. Sie ist am Ende ihrer Kräfte und der Gedanke das dieses Pferd zum Händler zurückgeht ist uns allen ein furchtbarer Gedanke.

Habe euch mal auf einem Seminar kennengelernt. Für mein Leben mit den Pferden und deren Besitzern hat es mir sehr viel Motivation gegeben.

Vielen Dank für eure Mühe
Ute W.
Antwort:

Liebe Ute ,

die von Dir geschilderte Konstellation treibt mir die Haare zu Berge: grosses Pferd, kleine Frau, „lieb“, Händlerkauf, Anfängerin. Es wird wahrscheinlich noch Jahrhunderte (oder ewig) dauern, bis Menschen begreifen, was und wie Pferde sind; dass sie erst `ne Menge lernen müssen, statt sich zu „verlieben“ (oder aus anderen Gründen ein Pferd zu kaufen) und sich selbst und der armen Kreatur das Leben dann schwer zu machen.

Ich rate den Menschen auch in solchen Fällen immer, sich auf den seriösen Weg zu machen (was die wenigsten wollen. weil er anstrengend ist und dauert). Auch ein Trainer wird das Problem für die Frau nicht in kurzer Zeit lösen können. Nach meiner Erfahrung brauchen Pferd und Mensch gemeinsam und getrennt voneinander ein paar Jahre Training.

Ein berühmter Kollege hat einmal die Rechnung aufgemacht, (der ich voll zustimme), dass ein (guter!) Trainer mindestens 1.000 Stunden braucht, um ein solches Pferd zu einem sicheren Pferd zu machen. Bei einer Stunde Training pro Tag, bedeutet das 3 Jahre Arbeit. Der Reiter braucht ebenfalls mindestens 1.000 Stunden, um die Basis zu bekommen – also ebenfalls 3 Jahre Training, wenn er täglich (!) reitet, und wer tut das schon?

Derselbe Kollege veranschlagt 1.500 bis 3.000 Stunden Training, um Fachmann/-frau zu werden.

Der seriöse Weg besteht darin, zunächst die freie Bodenarbeit zu lernen (und später die mit Seil und Halfter) und dabei sich und sein Pferd wirklich kennenzulernen. Das eröffnet Menschen oft Perspektiven und Lösungswege, an die sie zuvor nie gedacht hatten. Manche lernen sogar über sich selbst etwas, etwa: Was man eigentlich wollte, als man sich gerade für dieses Pferd entschied. Oder: Wo dieser Kauf mit seinen nachfolgenden Problemen typische Lebenssituationen widerspiegelt, an denen man auch sonst wo schon gescheitert ist.

Nebenbei lernt der Mensch durch richtige Kommunikation sein Pferd angemessen zu bewegen und somit sogenannte „Dominanzfragen“ zu klären (die gar keine „Dominanzfragen“ sind, sondern tiefgreifende Kommunikationsstörungen).

Erst wenn Menschen sich und ihr Pferd am Boden wirklich kontrollieren können, sollten sie in den Sattel steigen. Meine Reitkurse bauen auf den Bodentrainings auf. Hier wird zunächst ziemlich anders’ geritten – vor allem ohne Gebiss, und es ist schon überraschend, wie Mensch und Pferd auf diese Weise in Sicherheit zusammenfinden.

Wie auch immer die Entscheidung ausfällt, ich wünsche Euch und dem Pferd, dass es für alle Beteiligten gut ausgehe.

Mit herzlichen Grüßen
Heinz



Was tun, wenn Pferde sich am Anbindebalken losreissen?

FRAGE:

Lieber Heinz,
was ist deine Erfahrung / Empfehlung für Pferde, die es gelernt haben
sich systematisch (ohne Panik, sondern gezielt) loszureissen?
Herzlichst,
Silke


Antwort:

Liebe Silke ,
da heißt’s: ganz neu lernen – jeglichem Druck zu weichen und zu folgen, vor allem dem Druck im Genick und auf der Nase – alle Übungen, die wir im Aufbaukurs machen (und was im Buch „Entdecke den Horseman in Dir“ beschrieben ist).

Das Ganze übe ich mit unserem langen Strick, den ich in der Hand halte (einmal um den Anbindebalken gewickelt, so dass er sich bewegen kann) und ziehe das Pferd immer näher an den Balken, bis der richtige Abstand da ist. (Dazu das Knotenhalfter). Wehrt es sich, dann halte ich dagegen, so dass es lernt, nicht davon zu kommen.

Ein gewisses Durchhaltevermögen und Nervenstärke beim Menschen gehören dazu (keine Kraft), um zu unterscheiden: Gerät er in Panik, überschlägt er sich gar oder geht er nur bis an seine Grenzen? Würde es tatsächlich in Panik geraten, könnte ich den Strick loslassen, so dass nichts passiert.Dazu kommen schnelle Führübungen, so dass das Pferd sehr flott antreten muß, um zu folgen.In einem Fall tatsächlicher (oder imitierter) Panik hat geholfen: das Pferd mit einem Strick anzubinden, den ich zuvor schön durch seinen eigenen Kot gezogen hatte. Bei seinem eigenen Geruch fühlte er sich offensichtlich wohl und sicher und hat aufgehört zu zerren.

In einem bekannten Trainings- und Ausbildungsstall haben wir die Pferde (früher) auf weichen Boden gestellt, unter einen starken Baum, und sie dann eine gute Armeslänge über ihrem Kopf an einem starken Stammausläufer gebunden, der nicht brechen konnte. Um den Kopf hatten sie damals zwei amerikanische Stallhalfter, die nicht reißen konnten. Das hat immer geholfen, ist die einfachste Lösung, birgt logischerweise aber Gefahren, je nachdem wie stark ein Pferd zu kämpfen bereit ist.

Mit herzlichen Grüßen
Heinz



Knabbern, beißen - wie reagiere ich darauf? (2 Fragen, 2 Antworten)

1. FRAGE:

Sehr geehrter Herr Welz,
mein Pferd knabbert immer an mir herum, manchmal ist es auch beißen. Was kann ich tun?

Schöne Grüße,
I. Schmidt


1. Antwort:

Liebe Frau Schmidt,

hinsichtlich dieser Frage muss man unterscheiden. Wenn es sich nicht um gefährliches Beißen handelt (dabei sind die Ohren des Pferdes ganz eng am Kopf angelegt), dann kann Knabbern mehrere Bedeutungen haben:

1. die Simpelste: Das Pferd ist daran gewöhnt worden, Leckereien gefüttert zu bekommen, dann bedeutet Knabbern: „Wo sind die Leckereien? Her damit!“ Dieses Beknabbern ist lästig – und kann irgendwann einmal auch wehtun. Rat: Aufhören mit dem Füttern aus der Hand. Den Kopf des Pferdes entschlossen wegschieben (nicht schlagen!)

2. die Interessanteste: Das Pferd möchte den Menschen ergründen, kennen lernen. Pferde haben keine Hände zum „Begreifen“ wie wir Menschen. Dennoch möchte sie uns begreifen. Da kann das Knabbern zwar lästig werden, sollte aber unter keinen Umständen bestraft werden. Rat: Auch hier den Kopf des Pferdes wegschieben, aber bitte freundlich!

3. die Natürlichste: Sie putzen oder streicheln ihr Pferd gerade. Dann ist es nur natürlich (bei einem unverdorbenen Pferd), dass es auch Sie „streicheln“ möchte. Wie? Mit den Zähnen natürlich! Wie sonst? Wenn Pferde einander zur Fellpflege auffordern, tun sie es genau so: Derjenige, der gekratzt werden möchte, beginnt den anderen zu kratzen.Wie können Sie die Unterschiede `rausfinden: beobachten und fühlen Sie Ihr Pferd. Wer immer nur bestraft oder verbietet (meist aus Angst oder Arroganz), wird’s niemals lernen und sein Pferd immer nur irritieren.

Mit herzlichen Grüßen
Heinz


2
. FRAGE:

Lieber Herr Welz
Ich habe eine Frage: Ich habe ein Pony das ich schon lange reite und pflege nun er schnappt und beist wie kann ich das ihm abgewöhnen ohne das ich ihn schlage?und wie zeige ich einem Pferd das ich es mag?
liebe grüsse Madleina (13)

2. Antwort:

Liebe Madleina,

vielleicht hast Du (oder andere) das Pony zu oft am Kopf versucht,
anzufassen. Beissen kann abwehren bedeuten.

Möglicherweise wurde aber auch diue Hand zurückgezogen, so dass das Pony
nun gelernt hat, zu "spielen". Es kann die Hand des Menschen in Bewegung
bringen.

Vielleicht wurde es aber auch aus der Hand gefüttert. Jetzt will es mehr
und fordert Futter.

Laß all das in Zukunft sein. Streichel Dein Pony n icht von vorne,
sondern aus der Position, aus der Du aufsteigst. Wenn es mit dem Kopf
herumkommt, weise es mit der Hand freundlich und bestimmt ab, ohne zu
schlagen.

Beim Streicheln denke daran, dass Du dem Pony etwas Nettes schenken
möchtest, statt selbst nur Spaß haben zu wollen.

Schöne Grüße
Heinz



Läßt ein Pferd seinen Reiter "im Stich"

FRAGE:

Sehr gehrter Herr Welz,
meine 6jährige Hannoveraner-Stute wird auf Turnieren von einer 18jährigen geritten, vor 2 Jahren bei E-Springen, im vorigen Jahr bei A-Springen und in diesem Jahr bei A und L Springen, häufig mit Plazierungen. Dort steht sie auch im Stall.

Anfang diesen Jahres stürzten Pferd und Reiterin beim Training in ein Hindernis, wobei sich das Mädchen das Schlüsselbein brach. Das Vertrauen, das sich zwischen ihr und dem mitunter "zickigen Pferd" (das viele schlechte Erfahrungen gemacht  hatte) aufgebaut hatte, ist seitdem gestört. Jedenfalls hat das Pferd angefangen, Sprünge, über die sie sonst aus jeder Distanz sprang, zu verweigern. Die Reiterin hat - obwohl sie Pferde sehr liebt -  ein heftiges Temperament und wird leicht ärgerlich. Sie meint, "das Pferd lässt mich im Stich" und sei böse auf sie.

Leider hat sie Ihr Buch, das ich ihr deswegen geschenkt habe, nicht gelesen und sie mag alles, was mit Pferdeflüstern zu tun hat, vermutlich auch nicht. So sehe ich mit großer Sorge, dass das ursprünglich gute Verhältnis zwischen Reiterin und Pferd den Bach runtergeht und das Tier mit seinen Problemen hier wieder unter Missverständnissen leiden könnte wie bei den nunmehr drei Vorbesitzern.

Ich weiß nun gar nicht, was ich tun könnte, um Pferd und Reiterin zu helfen. Können Sie mir einen Rat geben. Er wäre mir viel wert.
Mit freundlichen Grüßen, Ihre M. K.

Antwort:

Liebe Frau K.,
leider, fürchte ich, Ihnen nicht weiter helfen zu können. Das von Ihnen geschilderte „Pferdeschicksal“ ist annähernd die Regel. Das menschliche Verhalten (Inken, Vorbesitzer) leider auch – und das unabhängig von Intelligenz und Bildung der Menschen.

Pferde lassen niemanden im Stich. Das ist dieser hochnäsig-naive Menschenbezug, den wir gerne herstellen. Pferde wollen nur Sicherheit. Die bekommen sie i. R. nur durch eine gefestigte Persönlichkeit und nicht durch emotional unbalancierte Leistungsstreberle, die sich gerne „aufs hohe Roß“ setzen. Diese Menschen mögen „Pferdeflüstern“ nicht, weil sie genau diesen Anspruch fürchten: sich selbst entwickeln zu müssen. Lieber erklären sie das Pferd für schuldig. „Wer nicht hören will, muß fühlen“, sagt ein Sprichwort. Und Sprichwörter entstammen oft der Zeit, wo Psychologie noch nicht Wissenschaftsdisziplin war, Psyche aber dennoch schon existierte. Der heftige Sturz könnte dem Mädchen zu denken geben – nicht Richtung Schuld des Pferdes, sondern hinsichtlich ihrer eigenen Einstellung gegenüber, dem Leben, sich selbst und den Pferden gegenüber.

Herzliche Grüße
Heinz Welz



Darf mein Pferd sich an mir schubbern?

FRAGE:

Eine Anfrage habe ich bezüglich der Vorliebe meines Pferdes, seinen Kopf an mir
abzuschubbern. Wie soll ich das werten? Die meisten Leute sagen, daß solches Verhalten grundsätzlich falsch ist. Die einzige Person, von der ich weiß, daß sie sehr feinfühlig mit den eigenen Pferden umgeht, meint, daß ihn solches Verhalten nicht unbedingt stört.


1. Antwort:


Deine Schilderung des Schubberns kann ich in allem bestätigen: Grundsätzlich können die „Kritiker“ Recht haben. Das hängt aber immer vom Einzelfall ab. Ich halte es bei meinen Pferden eher so wie der feinfühlige Mann. Dennoch kann es problematisch sein. Wir können immer nur vom Einzelfall in der Mensch-Pferd-Beziehung reden, und selbst jedes Schubbern sollte einzeln bewertet werden: Es kann

  • ein „Schmusen“ sein (wir haben sie durch Streicheln vielleicht gelehrt, dass Berührung positiv ist), ein sich Kratzen (Pferde tun das untereinander auch, wie sollten sie sich sonst von der Last des Juckens befreien?),
  • oder der Versuch, uns zu schubsen, Raum zu gewinnen, uns zu bewegen. Das ist abzulehnen.

2. Antwort:

Auch hier ist, wie in vielen Fragen rund ums Pferd, ein „Entweder-Oder“ nicht angebracht, sondern ein „Sowohl-als auch“. Wenn ein Pferd nach dem Reiten und Abtrensen seinen Kopf an unserem Oberarm und Rücken schuppert, dann ist das m. E. grundsätzlich hinzunehmen. Wahrscheinlich hat das Pferd geschwitzt und versucht auf diesem Weg, sich selbst Erleichterung zu verschaffen bzw. uns aufzufordern, es am Kopf zu kratzen. Es ist schließlich arttypisch, dass ein Pferd auf diese Weise mit Artgenossen umgeht. Das ist praktischer Beziehungsaufbau.

Bei meinen Pferden lasse ich es auch zu, dass sie sich an mir schuppern, wenn ich zu ihnen auf die Weide gehe – ohne, dass sie vorher geschwitzt hätten. Bei meiner alten Stute (28) hat dieses Verhalten sogar zu einer besonderen Nähe und Vertrautheit geführt, das früher als ich rigide mit Pferden umging, in keiner Weise vorhanden war.

Die wenigsten Pferdele ute wissen wirklich etwas über Kommunikation. Wüßten sie genug, dann wüssten sie auch, dass zu einer g uten Kommunikation (Ziel: sich – gut - zu verstehen), vor allem eine g ute Beziehung gehört (93%!!). Fachwissen zählt nur zu 7 %!!

Das war die eine Seite. Andererseits kann „Schuppern“ (und jegliches anderes Bedrängen) möglicherweise jedoch tatsächlich Ausdruck mangelnden Respekts sein. Hier will das Pferd den Menschen bewegen. Und wer jemanden bewegt, der führt ihn auch (z.B. der Chef seinen Mitarbeiter). Auf derlei Pferdeverhalten muß der Mensch seinerseits reagieren, indem er das Pferd bewegt. Das ist die Basis allen guten Umgangs mit Pferden: am Boden, vom Sattel oder vom Kutschbock aus.

Wer gelernt hat, das richtig und angemessen zu tun – wie ich es in meinen Seminaren vermittele -, der wird kein respektloses Schuppern erleben; und wenn doch, dann wird er einen angemessenen (nicht brutalen) Weg finden, dem Pferdeverhalten Grenzen zu setzen.

Noch wichtiger ist aber dies: Wer es gelernt hat, der weiß mit Gefühl gut zu unterscheiden, ob sein Pferd tatsächlich die Respektfrage stellt, ob es sich nur Erleichterung schaffen will, oder gerade aktive Beziehungsarbeit leistet.Die Antwort ist also tatsächlich nicht einfach (wie so vieles in der Pferdewelt). Dadurch, dass der Mensch es sich einfach macht, wird es aber nicht einfacher, sondern meist schwerer – und meistens für das Pferd.



Inwieweit passt Dressurarbeit mit Joining-Training zusammen?

FRAGE:
Lieber Herr Welz, wir, mein Pferd und ich sind ein wenig im Zwiespalt und haben daher einige für uns entscheidende Fragen. Loran ist ein fünfjähriger Holsteiner Hengst, also eigentlich ein absolutes Dressurpferd. Zurzeit steht er zusammen mit unserem Haflinger (Wallach) auf unserer Weide hier bei uns zu Hause. Er ist ein sehr ausgeglichenes Pferd, dies wurde mir mehrfach bestätigt. Ich bin Ende 20, beruflich sehr eingespannt. Als junges Mädchen bin ich mit der englischen Reiterei angefangen und bin bis S Lektionen geritten.

Nach etwas längerer Pause habe ich Loran 3-jährig von meinem alten Reitlehrer und seinem Züchter ganz roh gekauft. Wir waren sofort in einander verliebt, obwohl er noch sehr „hengstig“ war. Aber nach kurzer Zeit war das Vertrauen da und uns konnte nichts mehr beirren. Zusammen mit meinem Reitlehrer haben wir Loran dann peu á peu an den Sattel und mich „Schwergewicht“ gewöhnt. Leider gab der Reitlehrer dann aus Altersgründen den Stall auf und wir mussten ausziehen. Kein Problem für uns. Wir bauten zu Hause einen Stall und einen kleinen Reitplatz. Dort wartete auch schon unser Haflinger. Loran und ich machten uns es so richtig gemütlich und wir waren glücklich. Mit einer Bereiterin ging das Training weiter und wir machten Fortschritte. Dann kam der Winter und ich musste mir mal wieder was überlegen. Wo kannst Du jetzt reiten. Da war ja noch das andere Problem – das Verladen auf den Hänger. Das ging nämlich nur mit leichtem Sedieren. Das kam aber für den Alltag nun überhaupt nicht in Frage. Täglich in die Halle fahren war damit abgehakt. In diesem Moment habe ich die ersten Erfahrungen mit der „wirklichen Kommunikation“ mit Pferden gemacht- durch einen Trainer, der die Joining- Methode anwendet. Leider fehlte uns die nötige Zeit, da das Wetter immer schlechter wurde. Also sedierten wir Loran und brachten ihn in einen  Ausbildungsstall in unserer Nähe. Die Joining-Methode war wieder aus meinem Kopf und ich widmete mich wieder der weiteren Ausbildung. Dann kam die schlimmste Nachricht für Loran und mich. Beim Longieren kippte er weg und lag auf der Seite. Leichte Taktfehler machten sich in der Hinterhand bemerkbar. Die Diagnose zweier Tierärzte und mehrer „Fachleute“ – Ataxie!!!!! Ataxie wurde das Wort, das uns noch lange begleiten sollte.   Ich rief verzweifelt meinen alten Reitlehrer an und berichtete ihm. Ich sagte ihm, dass die „Fachleute“ ihn abgeschrieben haben und meinten, man könne Loran auf die Weide stellen oder gleich zum Schlachter bringen. Mein Reitlehrer gab mir den Tipp, einen Osteopathen einzuschalten. Also brachten wir Loran wieder nach Hause und machten uns auf die Suche nach Tamme Hanken. Nach 30 Anrufen und 3 Monaten Wartezeit kam er endlich- Tamme Hanken. Er renkte ihm die Knochen wieder ein (Hals-, Rücken- und Lendenwirbel), und alles war gut. Loran und ich waren wieder glücklich. Dann nach einer Woche schmiss er sich an einem Strick zurück und es machte bei mir „Klick“. Das war die Ursache für seine Ausrenkungen. Mir war klar, ich brauchte wieder einen Osteopathen. Nun konnte ich aber nicht wieder 3 Monate warten, also telefonierte ich stundenlang herum. Und siehe da, ein Osteopath war gerade in der Nähe und wollte am nächsten Tag vorbei kommen. Auch er renkte ihm die Wirbel wieder ein, und alles war wieder in Ordnung. Meine Erkenntnis daraus: Loran darf nie wieder irgendwo angebunden werden, und beim Longieren nicht fest ausgebunden werden. Also eine neue Herausforderung für uns Beide. Wie bekommen wir das nun unter einen Hut – Dressur, aber völlig ohne Zwang und festen Hilfsmitteln.

Da erinnerte ich mich wieder an die besondere Kommunikation und das Joinng -Training. Die ersten Übungen hatte ich noch im Gedächtnis und begann sofort damit. Inzwischen kann ich Loran beim Putzen ect. stehen lassen und er bewegt sich maximal einen halben Meter. Für mich ein großer Erfolg. Auch die Führübungen funktionieren sehr gut. Selbst auf dem Platz kann ich mich weit über 10 Meter von ihm entfernen, und er bleibt stehen. Da er eine lange Stehzeit hatte, darf ich erst im September wieder mit dem Reiten anfangen. Ich mache jetzt viel Bodenarbeit mit ihm. Aber in wie weit passt die Dressurarbeit mit dem Joining-Training zusammen? Können dabei fatale Fehler gemacht werden? Und welche Schritte können wir dabei vornehmen? Kann auch die Doppellonge dabei genutzt werden? Sollten wir zuerst ganz auf die Trense verzichten und nur das Knotenhalfter verwenden, oder können Beides kombinieren? Mit lieben Grüßen Loran und MartjeAntwort:

Liebe Martje, herzlichen Dank für Ihre Mail. Das sind in der Tat sehr viele Fragen. Und so wie ein Ostheopath Ihnen am Telefon nicht erklären kann, wo und wie Sie selbst Hand anlegen müssen, kann ich es auch nicht. Aber Grundsätzliches kann ich sagen: Lorans „Schicksal“ ist das vieler Pferde (und Menschen), die einen Beruf wählen (müssen), der nicht ihrer wirklichen Beruf-ung entspricht. Hier: Dressurpferd zu sein. Weil das so ist, machen wir Menschen uns natürlich auch nicht so viele Gedanken über das, was Pferde wollen, weil das Schicksal mit uns ja auch nicht zimperlich ist… Lorans Probleme sind – so gesehen – zweierlei:
1. Dressur wird in der Verhaltenspsychologie gebraucht für „Abrichtung, Einschulung“, meint also einen Lehr- und Lernprozeß. So weit, so gut. Lernen müssen Pferde ebenso wie Menschen. Die Frage ist nur: Wie? „dresser“ (frz.) heißt: aufmachen, aufrichten. Und hier liegt „der Hase im Pfeffer“. Es wird nicht grundsätzlich nach den Inhalten der „Schule“ gefragt, also nach dem, was das Pferd wirklich braucht, sondern „Dressur“ impliziert zugleich deren Ziel: die Aufrichtung mit Hilfe des An-den Zügel-Stellens. (Dazu kommt noch, dass dies dann außerdem meistens mehr noch den Sicherheitsbedürfnissen des Reiters entspricht als den wirklichen Ausbildungsanforderungen.) Dressurreiten beinhaltet zwar in der reinen Lehre, das Pferd „durch systematische Gymnastizierung zur vollen Entfaltung der ihm angeborenen Fähigkeiten zu bringen“, meint aber nur einen Teil seiner Fähigkeiten (nämlich die, die wir gerne sehen: Dynamik, Erhabenheit etc.). Dass Gymnastizierung nicht der Schlüssel sein kann, wird außerdem übersehen. Erziehung heißt das Schlüsselwort. Erst wenn das Pferd erzogen ist, kann es ausgebildet werden. Mit Dressur zu beginnen, bedeutet also vergleichsweise, ein Kind gleich aufs Gymnasium zu schicken, statt zunächst in Kindergarten und Grundschule. Da das nicht ausreichend erzogene Pferd seine Dynamik oft anders auslebt als dem Menschen genehm ist (und anders als er sie beherrschen kann), werden die Zwangsmittel erhöht. Körperliche Auffälligkeiten haben oft ihre Ursache in psychischen Problemen des Pferdes, das den Zwang erlebt, ohne gelernt zu haben, sich anders zu verhalten, so dass es erst gar nicht dazu kommt.

2. Dass Loran sich „am Strick zurückschmeißt“, ist möglicherweise Ausdruck eines solchen Erziehungsmangels: das Pferd hat nicht gelernt, jeglichem Druck durch angemessene Bewegungen zu weichen (eines der Haupterziehungsziele für Pferde, ganz simpel und so oft vernachlässigt). Wenn das der Fall ist, wird er auch beim Longieren und Reiten Probleme haben und machen müssen. Sein Verhalten am Anbindebalken ist nur ein Symptom. Sie haben das Thema anscheinend schon längst begriffen: Es geht um „wirkliche Kommunikation“, wie sie schreiben, und nicht um Scheinkommunikation. Typisch für die Reiterei und den üblichen Umgang mit Pferden ist auch, dass Reiter wie Sie in ihrem herkömmlichen Ausbildungsdenken („Dressur“!) das, was so leicht zu erlernen und zu erfahren wäre, vergessen, sobald sie ein Pferd sehen: Es muss erstmal geritten werden: „ Die Joining- Methode war wieder aus meinem Kopf und ich widmete mich wieder der weiteren Ausbildung.“ Erst wenn es zu spät ist und Krankheit alles übliche Tun verhindert, besinnt man sich. Ihre Erkenntnis: „Loran darf nie wieder irgendwo angebunden werden, und beim Longieren nicht fest ausgebunden werden“, ist für den ersten Teil falsch. Loran muss unbedingt lernen, sich anbinden zu lassen (s.o) Ihre zweite Aussage stimmt. Über das Joining-Verfahren (Buch 1) werden Sie Alternativen kennenlernen, in Buch 2 werden Sie und Loran Techniken lernen, wie Longieren wirklich funktioniert und wie der Weg dahin aussieht.

Loran muss auch lernen, sich verladen zu lassen; das heißt: Sie müssen es lernen, und es ihm beibringen! Ihre Fragen: „Aber in wie weit passt die Dressurarbeit mit dem Joining- Training zusammen? Können dabei fatale Fehler gemacht werden? Und welche Schritte können wir dabei vornehmen? Wie bekommen wir das nun unter einen Hut – Dressur, aber völlig ohne Zwang und festen Hilfsmitteln“ , kann ich schlüssig nur vor Ort oder in einem Seminar beantworten. Die Fehler, die durch Joining möglich sind, reichen bei weitem nicht an die heran, die durch herkömmliche Dressurarbeit begangen werden. Ihre Schritte/ Wie bekommen wir das nun unter einen Hut – Dressur, aber völlig ohne Zwang und festen Hilfsmitteln: Es beginnt mit dem Joining (Kindergarten), dann kommt die Bodenarbeit mit Seil und Halfter (Grundschule 1), daraus folgt eine besondere Art des Reitens (Grundschule 2), wie wir sie in unseren Reitkursen praktizieren (dazu gibt es noch keine schriftlichen Anleitungen). Diese Art der Ausbildung hat schon vielen Pferden geholfen (bis hin zur Grand Prix-Klasse). Wenn diese Ausbildungsstufen absolviert sind, können Sie alles Weitere darauf aufbauen - mit dem einen Unterschied: dass Sie nun wissen, was Sie Ihrem Pferd zumuten können und dürfen. „Kann auch die Doppellonge dabei genutzt werden?“ Die Doppellonge ist eine dressurmäßige Ausbildungshilfe, also – so weit ich das aus der Ferne beurteilen kann – in Ihrem Fall verzichtbar. „Sollten wir zuerst ganz auf die Trense verzichten und nur das Knotenhalfter verwenden, oder können Beides kombinieren?“ Alles im Maul des Pferdes ist laut Prof. Cook Tierquälerei, und verändert das Verhalten von Pferden meiner Erfahrung nach meist ungünstig. (siehe: http://www.heinzwelz.de/artikel/artikel_gebisslos_und_interview.htm)

Mit herzlichen Grüßen Heinz Welz




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