Roundpenarbeit pur: Wie Pferde sich gegenseitig "joinen" |
(Bilder s.
unten) |
Vor Kurzem hatte ich zufällig
das Glück, dass mir meine eigenen beiden Pferde eine Lektion
in Joining gezeigt haben. Ein netter Nachbar wollte mir eine Fuhre
Bodenbelag für meinen Paddock zukommen lassen. Das Ganze sollte
nur schnell mit der Frontladerschaufel auf der Koppel abgekippt
werden. Also sperrte ich meine Pferde, Mr. Freckles (18 jähriger
Apaloosamix-Wallach) und Mona (10jährige Fjordstute),
in den Roundpen.
Leider – oder: welch Glück – bestreikte der Trecker das Abladen mit einer technischen Panne, so dass es wesentlich länger dauerte. In der Zwischenzeit beobachtete ich meine Pferde, falls der Roundpen plötzlich zu eng werden sollte. Zunächst waren die Pferde abgelenkt und beobachteten den Trecker. Das wurde ihnen aber schnell langweilig, also kehrten sie zu ihrem üblichen Verhalten zurück und beschäftigten sich miteinander. Mr. Freckles ist der ranghöhere und er demonstriert das Mona gegenüber auch öfter, weil sie immer wieder austestet, ob die Rangfolge tatsächlich so bleiben soll. Wenn sie rossig ist, macht der Wallach Zugeständnisse, aber sonst ist er konsequenter, als ich es jemals sein werde. Normalerweise geht Mr. Freckles auf
Mona zu und „dirigiert“ sie schon aus drei bis vier Meter Entfernung nur mit Blick und Ohrenspiel.
Mona bringt dann genügend
Distanz zwischen sich und ihn, woraufhin wieder Ruhe einkehrt. Im Roundpen war aber nicht genügend
Platz für diese Distanz vorhanden. Also stand Mr. Freckles
sehr schnell in der Mitte, und Mona war gezwungen, um ihn herum
zu traben. Das gefiel ihr aber überhaupt nicht, und sie probierte
von vorne an Mr. Freckles heran zu kommen, um ihren eigenen Raum
zu beanspruchen. Mr. Freckles wollte mehr erreichen. Er stoppte sie mehrfach und ließ sie wenden. Ich war so fasziniert, dass ich leider nicht genau darauf geachtet habe, ob sie nach außen oder nach innen gewendet hat und in welchem Winkel er genau auf sie zugegangen ist. Mir wurde es auch langsam mulmig zu Mute, ob ich nicht doch eingreifen müßte. |
Mona wollte nicht nachgeben,
sondern riskierte nach mehreren Wendungen, dass sie Mr. Freckles
ihr Hinterteil zudrehte und in die Luft, aber deutlich in seine
Richtung, auskeilte. Die Antwort kam ohne Verzögerung. Mr. Freckles
drehte sich sofort um 180 Grad und keilte ebenfalls in die Luft,
aber in ihre Richtung, aus. Die ganze Aktion hatte ca. 15 Minuten
gedauert. Der Trecker funktionierte endlich einwandfrei und nach
weiteren zehn Minuten konnte ich die Pferde wieder
auf die Weide entlassen. Die ganze Zeit über hatte ich
das Gefühl, dass statt Mr. Freckles auch ein Mensch in der Mitte
des Roundpen hätte stehen können, und ich hätte ein
Joining aus einem Deiner Seminare; Heinz, beobachtet. Mr. Freckles ist ein
sehr energiesparendes Pferd, das keinen unnötigen Schritt zuviel
macht. Er hat mir an diesem Tag deutlich gezeigt, wie effektiv er
sich positionieren kann, um das zu erreichen, was er will. Ich bin so glücklich, dass ich
diese Aktion beobachten durfte, die allerdings nur durch die Raumbegrenzung
im Roundpen so zustande gekommen ist. Bedürfte ich noch einer
Bestätigung, dass Dein „Pferdeflüstern“ der
richtige Weg im Umgang mit Pferden ist, so wäre dies die beste
gewesen. |
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