Andalusien, In Villamartín flüstert ein Deutscher mit Pferden Von Nathalie Osterweil |
Selbstverständlich kennt er den Pferdeflüsterer, versichert Andrés Holgado Diánez. Von Pferden würde Robert Redford zwar nicht viel verstehen, aber doch, der Hollywood-Streifen hätte ihm gut gefallen. Andrés ist nicht nur passionierter Reiter, sondern auch Besitzer des Gestüts "Yeguada Los Pozos". Seit dreißig Jahren züchtet er Pferde, inzwischen gehören ihm rund 200 reinrassige Andalusier. „Wir Andalusier verehren Pferde wie kein anderes Tier, schließlich sind sie Bestandteil unserer Geschichte und Kultur“, klärt Andrés uns auf. Aber wer einem jungen Hengst Piaffen, Passagen und Pirouetten beibringen möchte, der komme mit Flüstern nicht weit. Laut Andrés sind die Spanier weniger zimperlich, man muss hart durchgreifen, sonst parieren die Pferde nicht. Heinz Welz ist ebenfalls ein Pferdeexperte. Der ehemalige Journalist hat sein Hobby zum Beruf gemacht und weiht seit 1997 Pferdefreunde in die Geheimnisse des Pferdeflüsterns ein. Heute leitet er zum ersten Mal einen Kurs unter andalusischer Sonne. Andrés stellt ihm sein Gelände und die Pferde zur Verfügung. Während Welz seinen deutschen Seminarteilnehmern zunächst die theoretischen Grundlagen des Pferdeflüsterns erörtert, lässt Andrés den vierjährigen Hengst Naviedo aus der Box holen. Er hat nicht die geringste Vorstellung, was der Deutsche mit dem heißblütigen Grauschimmel anstellen will. Als Welz darum bittet, dem tänzelnden Hengst das Halfter samt Strick abzunehmen und laufen zu lassen, beginnt Andrés an der Kompetenz des angeblichen Pferdekenners zu zweifeln. Naviedo einzufangen, das kann Stunden dauern, kommentiert er kopfschüttelnd Welz' Bitte. Der Hengst nimmt seine unerwartete Freiheit binnen Sekunden wahr und stellt seine ursprüngliche Wildheit majestätisch zur Schau.
Nach rund fünfzehn Minuten wird Naviedo ruhiger, Welz verringert den Abstand auf wenige Meter und führt wie ein Pantomime Streichelbewegungen durch, dabei lächelt er das Pferd liebevoll an. Naviedo scheint die Situation zu überdenken und prescht wieder davon. Andrés amüsiert sich zwar prächtig, möchte aber nun dem Hokuspokus ein Ende setzen. Doch dann, besser hätte es Frank Elstner mit seiner versteckten Kamera nicht inszenieren können, just als Andrés seinem Mitarbeiter ein Zeichen gibt, den erregten Hengst mit traditionellen Methoden einzufangen, senkt Naviedo den Kopf, leckt sich die Lippen, kaut und folgt dem Deutschen auf Schritt und Tritt.
Welz halftert den Hengst und übergibt ihn einem Pferdepfleger. Caramba, was hat der Deutsche da gemacht? Andrés versteht die Pferdewelt nicht mehr, bis er in die Hände klatscht und bewundernd "magico, magico" ruft. Mit Magie hat das nichts zu tun, erklärt Welz. Man muss nur die Körpersprache der Pferde verstehen, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Wer bereit ist, ihr Verhalten in der Herde genau zu beobachten und Gewalt durch Gefühl und Geduld zu ersetzen, kann sich mit allen Pferden "unterhalten". Welz engagiert sich leidenschaftlich für die sanfte gewaltfreie Erziehung von Pferden. Problempferde gibt es nicht, die Menschen sind das Problem, weiß er zu berichten. Andrés Begeisterung für den Deutschen spiegelt sich in einer großzügigen Einladung. Beim Abendessen mit Tapas und Sherry wird die deutsch-spanische Freundschaft besiegelt. Heinz Welz kommt wieder nach Villamartín. Wer die "Kunst der Pferdeflüsterns" erlernen möchte, der sollte sich das erste Mai-Wochenende im Kalender anstreichen. |
Informationen: Kurstermin 2009: 31. Oktober bis 4. November. Infos und Anmeldung: Magda
Bayer-Dysli Sabine Welz Info zur Hacienda Buena Suerte:
Weitere Infos: Muss für Pferdeliebhaber: - Cartuja-Gestüt, Heeresgestüt, Zentrum für Pferdereproduktion Außerdem: Umgebung: Anreise: Mietwagen: |